Julian Nagelsmann ist neuer Bundestrainer und wird die deutsche Nationalmannschaft zur Heim-EM 2024 führen. Dies stellt natürlich vor allem für die deutschen Bayern-Stars eine Entscheidung von besonderer Brisanz dar. Immerhin arbeiteten sie für gut 1,5 Jahre zusammen, ehe es im Frühjahr 2023 zur Trennung kam. Wir sehen uns an, welche Auswirkungen die Nagelsmann-Verpflichtung für die einzelnen Bayern-Profis hat.
1. Manuel Neuer
Der Keeper dürfte nicht unbedingt begeistert von Nagelsmann als DFB-Coach sein. Der 37-Jährige nahm es dem Trainer übel, dass dieser seinen langjährigen Weggefährten und engen Freund Toni Tapalovic als Torwarttrainer beim FC Bayern als treibende Kraft entlassen hat. Dies veranlasste ihn zu einem viel kritisierten Interview, bei dem er insbesondere die Art und Weise des Rauswurfes von Tapalovic kritisierte.
Schon zuvor soll Neuer unter dem 36-Jährigen Coach nicht das aller höchste Standing gehabt haben. Dieser suchte in der Kabine eher den Draht zu Kimmich, weshalb sich Neuer oftmals übergangen gefühlt hat. Immerhin: Nagelsmann soll Neuer nach seiner Entlassung beim FCB als einen der ersten Spielern kontaktiert haben. Bei starken Leistungen ist die Tür für Neuer sicherlich nicht zu, jedoch muss der Keeper ohnehin erstmal fit werden, um überhaupt eine Option zu sein, wie Nagelsmann bei seiner Antritts-PK betont hat: „Es ist das allerwichtigste, dass wir Manu die Zeit geben, wieder 100 Prozent Leistungsfähigkeit zu zeigen. Wenn das der Fall ist, werden wir das bewerten. Dann haben wir das große Glück, nicht nur die beiden, sondern auch ein paar mehr Weltklassetorhüter zu haben.“
2. Joshua Kimmich

Der Mittelfeld-Leader, der von Hansi Flick bei der Kapitänswahl ein wenig überraschend übergangen wurde, dürfte über das Nagelsmann-Engagement froh sein. Der 28-Jährige war beim FC Bayern so etwas wie der verlängerte Arm des Tuchel-Vorgängers. Beim Rauswurf des Ex-Bayern-Coaches stellte er öffentlich fest, dass im Business “Wenig Liebe, wenig Herz“ vorherrsche. Kimmich dürfte auch im DFB-Team der vielleicht wichtigste Ansprechpartner von Nagelsmann sein. Die Binde wird Kimmich allerdings nicht zurückbekommen. Nagelsmann hat bereits bestätigt, dass Gündogan DFB-Kapitän bleibt.
3. Leon Goretzka
Ähnlich wie Kimmich dürfte auch Leon Goretzka ein Profiteur sein. Der 28-Jährige war unter Nagelsmann eigentlich immer unumstrittener Stammspieler und wurde vom Coach trotz einiger Formschwankungen als Führungsspieler wahrgenommen. Nachdem der Achter bei den letzten Länderspielen von Hansi Flick nicht nominiert wurde, muss er sich darum wohl jetzt keine Sorgen mehr machen. Seine Chancen auf die Startelf sind ebenfalls deutlich gestiegen.
4. Jamal Musiala
Musiala ist unter Nagelsmann zum absoluten Stammspieler und Leistungsträger beim FC Bayern gereift. Demnach ist es ein wenig überraschend, dass es trotzdem Meldungen darüber gab, dass der Draht zwischen Coach und Spieler nicht so gut sein soll. Musiala soll eine engere Bindung zu Dino Toppmöller gehabt haben, der sich beim FC Bayern ausgiebig mit den jungen Spielern befasst hatte. Jener Toppmöller arbeitet aber nun als Cheftrainer bei Eintracht Frankfurt und wird demnach nicht zum Team Nagelsmann bei der EM zählen. Musiala dürfte trotz allem weiterhin gesetzt sein.
5. Leroy Sane

Das Verhältnis zwischen Nagelsmann und Sané war nicht immer einfach. Der Coach bemängelte immer wieder mal die Einstellung des Offensivspielers, womit er aber beileibe nicht der Einzige war. Sehr häufig nahm er seinen Schützling aber auch in Schutz. Sportlich durchlief Sané unter Nagelsmann gute und weniger gute Phasen. Erst Thomas Tuchel entpuppte sich als fähig, 100 Prozent aus dem 27-Jährigen herauszuholen, der nun eine konstant starke Körpersprache an den Tag legt. Akute Probleme gibt es zwischen Sané und Nagelsmann aber nicht. Der Bayern-Profi sprach sich zuletzt im Interview auch ziemlich klar für eine Nagelsmann-Einstellung beim DFB aus.
6. Serge Gnabry
Über den Draht zwischen Nagelsmann und Gnabry ist wenig bekannt. Der Offensiv-Allrounder fiel unter der Regie von Nagelsmann wie zuvor unter Flick und danach unter Tuchel mit wechselhaften Leistungen auf. Demnach war er auch nicht immer gesetzt, gehörte aber in der Regel schon zum Stammpersonal. Der Fashion-Week-Ausflug soll jedoch auch beim Coach nicht gut angekommen sein. Die beiden kennen sich schon aus Hoffenheimer Zeiten, wo Gnabry seinen letzten Feinschliff vor dem Wechsel nach München erhielt.
7. Thomas Müller
Thomas Müller hat turbulente Zeiten im DFB-Team hinter sich, zumal er erst als Nachrücker für die letzten Länderspiele nominiert wurde, dann jedoch mit seinem starken Auftritt mitsamt Treffer gegen Frankreich ein Statement setzte. Wie es für ihn unter Nagelsmann weitergeht, ist schwer vorherzusagen. Das Verhältnis der beiden soll ok, aber auch nicht mehr sein. Medienberichten zufolge war der Routinier nicht unglücklich darüber, als Nagelsmann durch Tuchel ersetzt worden ist. Die Tür für Müller ist sicherlich nicht zu, jedoch wäre eine van-Gaal-Einstellung für den 34-Jährigen natürlich deutlich besser und auch emotionaler gewesen.