Weniger Top-Stars, mehr Nachwuchsspieler: Nagelsmann formuliert klare Transferstrategie
Lucas Hernández ist noch immer der Königstransfer der Bayern. 80-Millionen-Euro-Transfers sind auf dem heutigen Markt allerdings nicht mehr so ungewöhnlich wie noch vor einigen Jahren. Wie lautet also die Transferstrategie des Rekordmeisters auf lange Sicht? Julian Nagelsmann spricht sich für den Kauf junger Spieler aus.
Die Transferausgaben steigen im europäischen Fußball – trotz der großen finanziellen Einbußen durch die Corona-Pandemie zögern die englischen Vereine aber nicht, viel Geld auf dem Transfermarkt auszugeben. Der FC Bayern ist dafür bekannt, keine Schulden aufzunehmen und ebenso wenig hochpreisige Transfers zu tätigen. Im Interview mit der „Welt“ hat Julian Nagelsmann nun seine Sicht der Dinge geschildert – dabei wird eine klare Vorstellung deutlich.
„Im Scouting wach und schneller als die anderen sein“
So antwortet der Bayern-Trainer auf die Frage, ob der FC Bayern auch ohne 80-Millionen-Transfers konkurrenzfähig bleibt, eindeutig mit „Ja“. Weiter führt er aus, dass die Münchner gerade im Scouting „wach und schneller als die anderen sein“ müssen. Konkrete Ansatzpunkte sieht der 34-Jährige hier im U19- und U23-Bereich sowie bei den Profis. Dieser Übergang müsse laut Nagelsmann bei den Bayern noch besser werden. In dem Zusammenhang bringt der Cheftrainer den Vorschlag, auch mal „mehr Geld für einen Nachwuchsspieler auszugeben, bevor er später dann 50 Millionen Euro kostet“.
Konkret meint er damit Spieler wie Jude Bellingham, Jadon Sancho oder eben Jamal Musiala und Alphonso Davies. Nagelsmann geht es also darum: Wenn der Verein von einem Talent überzeugt ist, sollte er keineswegs zu wenig Geld in die Hand nehmen, sondern hier risikoreicher handeln, um somit teure Transfers zu vermeiden. Wie das funktionieren soll? Auch hier hat der Coach des Rekordmeisters seine Vorstellungen: „Wir müssen auch mal unsere Entscheidungspriorität verschieben: weg von Megasummen in der Spitze zu einem breiteren Investment am Ende der Nachwuchsfußballkette“.
Hoffnung für den Bayern-Campus?
In der Chefetage an der Säbener Straße wird man diese Worte begrüßen, denn nicht erst seit gestern fahren die Münchner einen eher konservativen Weg in der Transferstrategie. Somit können sich auch die Talente am Bayern-Campus Hoffnung auf einen Sprung zu den Profis machen, denn Julian Nagelsmann sieht hier eine große Möglichkeit, den astronomischen Transfersummen aus dem Weg zu gehen.
Gleichzeitig bedeuten Nagelsmanns Worte, dass der Verein den grundsätzlichen Umgang mit Transfers von Talenten überdenken muss. Er spricht sich dafür aus, für junge Spieler mehr Geld in die Hand zu nehmen und Königstransfers somit zu vermeiden. Damit einhergehend müssten Hasan Salihamidzic und die Scoutingabteilung nicht nur „schneller als die anderen sein“ und überragende Scoutingarbeit leisten, sondern bei bestimmten Spielern das Risiko eingehen und mehr Geld für einen talentierten Kicker in die Hand nehmen. Die 10 Millionen Euro für Alphonso Davies im Jahr 2018 zum Beispiel haben sich gelohnt – werden wir solche Transfers also in Zukunft häufiger sehen?