Niklas Süle wird den FC Bayern am Saisonende in Richtung Borussia Dortmund verlassen. Der Wechsel zum BVB kommt für viele Fans, Medien und Experten überraschend und ist ein echter Transferhammer. Zeitgleich ist der Wechsel zum Ligakonkurrenten aber auch eine schallende Ohrfeige für den FC Bayern.
Kein Barcelona, kein London und auch kein Manchester. Entgegen allen Spekulationen und Gerüchten in den vergangenen Wochen wird Süle den FC Bayern im Sommer nicht in Richtung Ausland verlassen. Der 26-Jähirge wechselt in den Ruhrpott, zum Dauerrivalen Borussia Dortmund. Während sich die Verantwortlichen beim BVB für den Transfer-Coup feiern lassen, müssen sich die Bayern-Bosse die (berechtigte) Frage stellen lassen, wie es so weit kommen konnte? Aus Sicht des Rekordmeisters ist der Wechsel von Süle zu den Schwarz-Gelben eine herbe Klatsche.
1. Süle verstärkt einen direkten Konkurrenten
Eigentlich kann es den Bayern egal, dass Süle ab der kommenden Saison das BVB-Trikot tragen wird. Die Münchner haben in den vergangenen zehn Jahren die Bundesliga nach Belieben dominiert und steuern auf ihre zehnte Meisterschaft in Folge zu. Aber dennoch dürfte es die Verantwortlichen an der Isar wurmen, dass der Innenverteidiger bald die wacklige Defensive der direkten Konkurrenz stabilisieren wird. Julian Nagelsmann, Manuel Neuer aber auch Klubchef Oliver Kahn haben in den vergangenen Tagen mehrfach betont, dass der Abschied von Süle „schmerzhaft für den FC Bayern“ ist. Süle hat sich unter Nagelsmann erneut in starker Form präsentiert und war mit Blick auf die schwankenden Leistungen von Lucas Hernandez und Dayot Upamecano der „konstanteste“ Innenverteidiger beim FCB.
Auch die Werte sprechen für Süle: Der DFB-Star hat mit 67,9 Prozent die beste Zweikampfquote der Liga und gehört, trotz seiner körperlichen Robustheit, zu den schnellsten Abwehrspielern in München. Süle hat zwischenzeitlich sogar als „Zehner“ geglänzt und bewiesen, dass er auch mit dem Ball am Fuß etwas anfangen kann. Selbst wenn die Bayern den Abgang durch einen adäquaten Ersatz kompensieren, ändert dies nichts daran, dass sich Borussia Dortmund mit Süle verstärkt hat.
2. Die Bayern haben 20-30 Mio. Euro Ablöse verpennt
Nicht nur sportlich schmerzt der Süle-Abschied, auch finanziell ist dieser ein „Desaster“ für den FC Bayern. Vor allem im Kontext mit dem ablösefreien Abgang von David Alaba vor knapp einem Jahr. Süle hat aktuell einen Marktwert von 35 Mio. Euro und hätte den Bayern vergangenes Jahr noch „gutes Geld“ bringen können. Wie dessen Berater Volker Struth enthüllt hat, sind die Münchner erst im Spätherbst des vergangenen Jahres bezüglich einer Vertragsverlängerung auf den Spieler zugekommen. Dem Vernehmen nach, war es damals schon zu spät. Noch interessanter sind die Aussagen von Struth, wonach die Bayern Süle im Sommer 2021 gerne transferiert hätten, aber schlichtweg keinen Abnehmer gefunden haben.
Wie kann es sein, dass man für einen deutschen Nationalspieler im besten Fußballer Alter keinen neuen Klub findet, der bereit ist 20-30 Mio. Euro zu bezahlen? Eine Erklärung könnte sein, dass Julian Nagelsmann sein Veto eingelegt hat. Umso erstaunlicher ist es jedoch, dass die Bayern nicht direkt im Anschluss die Vertragsgespräche mit dem Spieler initiiert haben, um den „Wunschspieler“ des eigenen Trainers langfristig an sich zu binden. Gerade nach der EM 2021, bei der Süle gerade einmal 17 Minuten auf dem Platz stand, hatten die Münchner eine perfekte Verhandlungsgrundlage. Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch große Zweifel bei der Führungsriege der Münchner, ob man weiterhin auf Süle setzten möchte. Diese Zweifel haben dem Klub unter dem Strich viel Geld gekostet.
3. Die „fehlende Wertschätzung“ wird nun sichtbar
In den vergangenen Tagen wurde immer wieder der Begriff „fehlende Wertschätzung“ bemüht. Vor allem die Spielerseite hat mehrfach betont, dass dies der Hauptgrund ist, warum man sich gegen einen Verbleib beim deutschen Rekordmeister entschieden hat. Mit Blick auf dessen Wechsel zum BVB, hat Süle nun glaubhaft gemacht, dass er sich in München nicht mehr wohl fühlt und tatsächlich nach Wertschätzung sucht, welche sich nicht nur am Gehalt festmachen lässt. Diese Mär wurde zuletzt intensiv von den Verantwortlichen an der Isar bemüht.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge kassiert der 26-Jährige künftig knapp zehn Mio. Euro pro Jahr in Dortmund. Eine Summe, welche Süle auch beim FCB angeboten wurde. Jedoch zu einem Zeitpunkt, wo dieser gedanklich bereits mit dem Kapitel FC Bayern abgeschlossen hatte. Es wäre interessant gewesen zu sehen, wie Süle auf das gleiche Bayern-Angebot im Juli 2021 reagiert hätte.
Fakt ist: Für Kingsley Coman, Joshua Kimmich und Leon Goretzka waren die Bayern zuletzt bereit bis an ihre finanzielle Schmerzgrenze zu gehen. Für den „brauchbaren Spieler“ Süle hingegen nicht.
Gegenüber der „BILD Zeitung“ hat dieser am Montag betont, dass er in Dortmund das Gefühl habe „als Mensch und als Fußballer gewollt zu werden“. Allein dieser Satz spricht Bände. Auch der Hinweis, dass er „mit diesen großartigen Mitspielern und einem überragenden Trainer“ weitere Titel gewinnen möchte ist eine schallende Ohrfeige für Hasan Salihamidzic & Co.