Bayern fehlt es an Konstanz – 3 Erkenntnisse zum Remis beim BVB

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: Getty Images

Am Samstagabend trennten sich der FC Bayern und Borussia Dortmund 2:2 Unentschieden. Dabei gab der deutsche Rekordmeister den schon sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand. Der späte Ausgleichstreffer von Anthony Modeste steht sinnbildlich für die fehlende Konstanz in der Bundesliga. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zum späten Remis im Klassiker gegen den BVB.



Es war das Topspiel am 9. Spieltag in der Fußball-Bundesliga. Der BVB empfang den FC Bayern im ausverkauften Signal Iduna Park zum Kampf um die Tabellenspitze. Welche Bedeutung dieses Spiel für beide Mannschaften hatte, war in der Anfangsphase gut zu erkennen. So spielten beide Teams aus einer guten defensiven Grundstabilität nach vorne und neutralisierten sich in den Anfangsminuten. Sinnbildlich für die umkämpfte Anfangsphase war der Führungstreffer für die Münchner durch Leon Goretzka in der 33. Spielminute. Es war der erste Schuss aufs BVB-Tor, welcher sofort die Führung für die Bayern markierte.

Die Szene des Spiels war kein sehenswerter Treffer, sondern ein unschönes Foul von dem Dortmunder Jude Bellingham, welches für ordentlich Diskussionsbedarf sorgte. So sah der Engländer bei dem Kopftritt gegen Alphonso Davies nicht die zweite gelbe Karte und durfte auch die zweiten 45 Minuten spielen, in der Davies derweil ins Krankenhaus gefahren werden musste.

In der zweiten Halbzeit kam die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann besser aus der Kabine und baute in der 53. Spielminute seine Führung durch Leroy Sané aus. Spätestens mit dem zweiten Treffer des Abends übernahmen die Bayern weiter das Spielgeschehen und alles sprach für drei wichtige Punkte in Dortmund. Doch es kam deutlich anders. Der junge Youssoufa Moukoko erzielte in der 74. Spielminute den Anschlusstreffer für die Dortmunder. Mit dem Treffer gestaltete sich die Schlussviertelstunde wieder deutlich offener und der BVB drängte die Bayern in ihre eigene Hälfte. Und so fiel mit dem Schlusspfiff der 2:2-Ausgleichstreffer für den BVB durch Modeste.

1. Bayern kann derzeit (noch) keine Bundesliga

Der späte, aber auch verdiente Ausgleichstreffer für die Dortmunder steht sinnbildlich für den bisherigen Saisonverlauf der Münchner. Es ist der schlechteste Saisonstart der letzten zwölf Jahre und so konnte der deutsche Rekordmeister nur eins der letzten sechs Bundesliga-Spiele gewinnen. Zudem holten die Bayern nur 16 von bisher möglichen 27 Punkten. Kurioserweise zeigt die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann in der bisherigen Champions League Saison ein ganz anderes Gesicht. So überzeugten die Münchner in der laufenden Gruppenphase und gewannen ihre ersten drei Spiele gegen Inter Mailand, den FC Barcelona und Viktoria Pilsen ohne einen einzigen Gegentreffer zu kassieren.

Mit den jüngsten Bundesliga-Ergebnissen, könnte man annehmen, dass der FC Bayern das Siegen in der Bundesliga verlernt habe. Zudem gab man u.a. schon gegen Stuttgart einen sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand. Dass das so im laufenden Liga-Betrieb nicht weiter gehen kann, sah auch der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn und fand überraschend deutliche Worte nach dem Schlusspfiff in Dortmund: „Ich muss lange zurückdenken, um mich an so eine erstaunliche Saison zu erinnern, in der wir so oft vergessen haben, den Sack zuzumachen. Wir müssen schnell in die Puschen kommen! Wir können nicht erwarten, dass die vor uns immer Punkte liegen lassen.“

Mit der gestrigen Aussage von Vorstandsboss Oliver Kahn dürfte nicht nur die Mannschaft, sondern auch Nagelsmann gewarnt sein. Der FC Bayern darf sich in Zukunft nicht nochmal so einen Punktverlust erlauben.

2. Nur Sané und Musiala haben in der Offensive Normalform

Insbesondere nach der CL-Gruppenspiel gegen Pilsen war die Hoffnung an der Isar groß, dass Serge Gnabry und Sadio Mané wieder zu ihrer alten Form zurückfinden. Allerdings war von den guten Leistungen gegen Pilsen am gestrigen Abend in Dortmund nichts mehr zu sehen. So zeigte sich Mané in der Offensive wieder einmal unauffällig und kam kaum in aussichtsreiche Abschlusssituationen. Und auch Gnabry erlebte am Samstagabend einen rabenschwarzen Tag, sodass Nagelsmann bereits in der Pause reagierte und den deutschen Nationalspieler vom Feld nahm. Für Bayerns Nummer 7 kam Kingsley Coman in die Partie, der nach einer wochenlangen Pause einen größeren Impact aufs bayrische Offensivspiel hatte, als Gnabry in den ersten 45 Minuten.

Wer allerdings aktuell richtig gut in Form ist, sind Leroy Sané und Jamal Musiala. Bei beiden Nationalspielern zeigt die Formkurve in den letzten Wochen konstant nach oben und auch in absoluten Topspielen, wie beispielsweise gegen den FC Barcelona, zeichnen sich Sané und Musiala als Unterschiedsspieler aus. So auch am gestrigen Abend in Dortmund – bei dem zwischenzeitlichen 2:0 unterstrich Leroy Sané seine derzeit starke Form und traf im dritten Pflichtspiel in Folge für den deutschen Rekordmeister. Ebenfalls glänzte Musiala, der die beiden Tore der Bayern vorbereitete.

Der gestrige „Klassiker“ gegen den BVB hat gezeigt, dass aus der Offensiv-Reihe des deutschen Rekordmeisters nur Sané und Musiala Verlass ist.

3. Bayern fehlt es an Konstanz

Die starken Leistungsschwankungen um Mané, Gnabry & Co. spiegeln sich auch wettbewerbsübergreifend in allen bisherigen Pflichtspielen wider. Wie groß diese derzeitigen Schwankungen sind, verdeutlicht u.a. auch der bisherige Saisonverlauf der Münchner. So wurde beispielsweise aus dem besten Saisonstart aller Zeiten der schlechteste Saisonstart der letzten zwölf Jahre. Der deutsche Rekordmeister schafft es derzeit einfach nicht konstante Leistungen abzurufen, um endlich mal wieder eine Siegesserie zu starten. Stattdessen erleidet die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann vermehrt unnötige Nackenschläge, die es zu verkraften gilt.

Wie der FC Bayern derzeit auftritt, ist definitiv nicht „Bayern-Like“ und der emotionale Ausbruch von Oliver Kahn beim späten Ausgleichstreffer spricht in der aktuellen Situation des deutschen Rekordmeisters Bände.

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