Knapp eine Woche vor dem Bundesliga-Auftakt in Leipzig trennte sich der FC Bayern bei seiner Generalprobe gegen RB Salzburg mit 4:4-Untentschieden. Wie es bei einem Testspiel meistens so üblich ist, rotierten beide Mannschaften während der Partie personell ordentlich durch. So erhielten auch viele FCB-Jugendspieler die Möglichkeit, sich für zukünftig größere Aufgaben zu empfehlen. Und diese Chance nutzen die Youngsters eindrucksvoll. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zur Generalprobe gegen den österreichischen Meister.
Noch nicht mal 24 Stunden nach der Rückreise aus dem Winter-Trainingslager war der deutsche Rekordmeister zum letzten und einzigen Testspiel vor dem Rückrunden-Auftakt am FC Bayern Campus gefordert. Trainer Julian Nagelsmann verzichtete zu Beginn der Partie auf große Experimente und schickte die personell bestmögliche Startelf auf den Rasen. Nach einem guten Start erzielte Leroy Sané nach knapp zehn gespielten Minuten die zwischenzeitliche 1:0-Führung für die Münchner. Relativ unerwartet fiel dann in der 17. Spielminute nach einem Salzburger Konter der zwischenzeitliche Ausgleich, der gleichzeitig auch den Halbzeitstand markierte.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs erlaubte sich die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann eine „schläfrige“ Phase, in der die Gäste aus Salzburg gleich zwei Treffer erzielten. Nach gespielten 60. Minuten hatte der Bayern-Coach genug gesehen und wechselte die ganze Mannschaft bis auf „Dauerbrenner“ Joshua Kimmich aus. Diese vielen Wechsel zeigten die erhoffte Wirkung, sodass sich die Münchner wieder zurück in die Partie kämpften. Am Schluss hatte der deutsche Rekordmeister sogar noch mehrere aussichtsreiche Möglichkeiten, um am Ende doch noch als Sieger den Platz zu verlassen.
1. FCB-Youngsters überzeugen
Bereits im Vorfeld der Partie deutete Nagelsmann an, dass in der zweiten Halbzeit personell ordentlich durch rotiert werden würde. Und so kam es dann auch: Nach einer gespielten Stunde wechselte der Bayern-Coach fast die gesamte Mannschaft aus. Unter den zahlreichen Wechseln erhielten auch gleich sechs Jugendspieler die Chance, sich zu zeigen.
Die „neue“ Elf hatte keinerlei spielerische Anlaufschwierigkeiten und dementsprechend veränderte sich gleich das ganze Spielgeschehen. So kämpften sich insbesondere die Youngsters sehenswert wieder in die Partie zurück und stellten das Spielgeschehen mit der zwischenzeitlichen 4:3-Führung kurz vor Schluss komplett auf den Kopf. Zudem präsentierten sich die „jungen Wilden“ lauffreudig und legten eine hohe Intensität an den Tag.
Grundsätzlich fiel kein Jugendspieler leistungstechnisch ab, allerdings stach einer ganz besonders hervor: Arijon Ibrahimovic. Der 17-Jährige präsentierte sich mutig und suchte immer wieder die Eins-gegen-eins-Duelle. Zudem half Ibrahimovic regelmäßig auch in der Defensive aus und sorgte kurz vor Schluss mit einer sauberen Grätsche in höchster Not für Szenenapplaus. Zudem belohnte sich Ibrahimovic für seinen starken Auftritt bereits nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung und erzielte den wichtigen Anschlusstreffer zum 2:3. Nicht unerwähnt sollte auch Mathys Tel bleiben, der wieder mal mit seiner spielerischen Unbekümmertheit an zwei Toren direkt beteiligt war (ein Tor und eine Vorlage) und daraufhin nach dem Spiel ein Sonderlob von Trainer Nagelsmann erhielt.
Das Testspiel gegen Salzburg hat gezeigt, dass sich Julian Nagelsmann in seinen positiv geschilderten Eindrücken aus dem Trainingslager nicht getäuscht hat. So besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Namen Ibrahimovic, Wanner, Buchmann & Co. in den nächsten Jahren noch eine größere Rolle an der Isar spielen können und werden.
2. Bayern bleibt in der Defensive weiterhin anfällig
Auch wenn die gestrige Partie nur ein Testspiel war, verfiel der deutsche Rekordmeister defensiv teilweise wieder in alte Muster. Bereits in der Hinrunde als auch in der letzten Saison wirkte die Münchner Defensive insbesondere bei gegnerischen Kontersituationen anfällig. Diese Anfälligkeit stellte Nagelsmann erstmalig gegen Ende der Hinrunde ab, sodass die Bayern fünf der letzten neun Pflichtspiele zu null gewonnen haben.
In der gestrigen Partie kassierten die Münchner allerdings gleich wieder vier Gegentore. Zu viele, um auch international um die großen Titel mitzuspielen. Beim ersten Gegentor wurde die Mannschaft von Nagelsmann mal wieder eiskalt ausgekontert, sodass Salzburg mit der ersten Aktion den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte. Und auch der letzte Treffer des gestrigen Abends war ein Konter zum durchaus erneut vermeidbaren Ausgleichstreffer.
Die restlichen zwei Gegentreffer kassierte der deutsche Meister direkt nach der Halbzeitpause. In dieser Phase wirkten die Münchner besonders anfällig und unkonzentriert, sodass Sven Ulreich in dieser Phase mit starken Paraden noch weitere Gegentore verhinderte.
Insbesondere vor dem Pflichtspiel-Auftakt in der kommenden Woche gegen RB Leipzig sollten die Bayern nun also gewarnt sein. So bleiben den Münchnern noch ein paar Trainingseinheiten, um diese spielerischen Fehler wieder abzustellen. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der deutsche Rekordmeister beim gestrigen Spiel neben der schweren Verletzung von Lucas Hernandez auch den Ausfall Matthijs de Ligt kompensieren musste.
3. Fehlende Automatismen
Mit dem letzten Pflichtspiel am 12. November 2022 auf Schalke bestritt der deutsche Rekordmeister am gestrigen Abend sein erstes Spiel nach der zweimonatigen Pause. Es ist nicht ungewöhnlich, dass teilweise grundlegende Automatismen wie einstudierte Spielzüge erstmal wieder verinnerlicht werden müssen. Denn so gestaltete sich nämlich auch das Münchner-Spiel am gestrigen Abend. Nach einem guten Start in die Partie ließen die Bayern nur teilweise ihre gewohnte spielerische Klasse aufblitzen. Doch spätestens nach dem zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleichstreffer fand der deutsche Rekordmeister nicht mehr in sein Spiel, sodass beispielsweise auch ein Jamal Musiala ein verhältnismäßig unauffälliges Spiel absolvierte.
Dass noch nicht alles spielerisch rund läuft, erkannte auch Bayern-Coach Nagelsmann nach der Partie an und sprach von einer teilweise sehr dünnen Leistung. Trotzdem wirkte der 35-Jährige nach dem Spiel durchaus zufrieden und führte als möglichen Grund für die spielerischen Schwankungen auch die hohe Trainingsintensität der vergangenen Woche an.
Das Testspiel gegen Salzburg hat ebenfalls gezeigt, dass die Bayern noch nach ihren Automatismen suchen. Um diese spielerischen Abläufe wieder zu verinnerlichen, benötigt die Mannschaft Spielpraxis. Dementsprechend können solche Testspiele wie am gestrigen Abend nur helfen.