Mehr als nur ein Schiri-Fehler – 3 Erkenntnisse zur Pleite in Gladbach

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: IMAGO

Wieder kein Erfolgserlebnis gegen Borussia Mönchengladbach! Am gestrigen Samstagnachmittag verlor der FC Bayern knapp mit 2:3 bei den Fohlen. Für die Münchner war es die zweite Pflichtspiel-Niederlage in dieser Saison. Und das ausgerechnet gegen den Angstgegner aus Gladbach. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zur Niederlage gegen die Borussia.

Nach dem 1:0-Auswärtserfolg unter der Woche bei Paris Saint-Germain hätte man meinen können, dass nun endlich ein wenig Ruhe an der Säbener Straße eingekehrt ist. Allerdings dürfte diese zwischenzeitliche Ruhe nach der zweiten Saison-Niederlage in Gladbach wieder vorbei sein. Denn: Falls Union Berlin die heutige Partie gegen das Tabellenschlusslicht FC Schalke 04 gewinnt, verliert der FC Bayern die Tabellenführung in der Bundesliga.

Zu allem Überfluss ist eine VAR-Debatte entfacht, mit Julian Nagelsmann im Fokus.

1. Bayern kann gegen Gladbach nicht mehr gewinnen

Vor Beginn dieses Traditionsduells zwischen Gladbach und dem FC Bayern sprach die tabellarische Situation eine ziemlich eindeutige Sprache. Denn: Für Gladbach läuft es bisher in dieser Saison unter dem neuen Coach Daniel Farke alles andere als sportlich erfolgreich. So belegten die Fohlen nach dem 20. Spieltag den 13. Tabellenplatz und holten zuletzt selbst gegen die Tabellenschlusslichter Schalke (0:0) und Hertha (1:4) nur einen Punkt. Dabei war insbesondere die 1:4-Niederlage bei der kriselnden Hertha am vergangenen Wochenende der vermeintlich sportliche Tiefpunkt.

Somit hätte der FC Bayern im Vorfeld der Partie eigentlich der klare Favorit sein sollen. Allerdings nur eigentlich, denn die Statistik der letzten Begegnungen sprach und spricht nun immer noch ganz klar für die Fohlen. Mit der gestrigen 2:3-Niederlage gegen die Borussia konnte der deutsche Rekordmeister die vergangenen fünf Duelle nicht für sich entscheiden. Somit ist Gladbach die Mannschaft aus der Bundesliga, die am häufigsten (28 Siege) gegen den FC Bayern gewinnen konnte.

Auch wenn am gestrigen Nachmittag aus Münchner-Sicht einige sehr fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen, vor allem die frühe Rote Karte gegen Dayot Upamecano getroffen worden sind, könnte man die Ansicht vertreten, dass der FC Bayern nicht mehr gegen die Fohlen gewinnen kann.

2. Nagelsmann-Rotation hat nicht funktioniert

Nach der kräftezehrenden Partie unter der Woche bei Paris Saint-Germain warf Nagelsmann am Samstagnachmittag die Rotationsmaschine an. So veränderte der Bayern-Coach seine Mannschaft auf gleich fünf Positionen im Vergleich zum Paris-Spiel. Darunter feierte auch Neuzugang Daley Blind sein Startelf-Debüt in der Bundesliga. Blind wechselte in diesem Winter nach einer vorzeitigen Vertragsauflösung mit Ajax Amsterdam an die Isar. Mit seiner großen Erfahrung sollte der 32-Jährige den Kader nochmals in der Breite verstärken und zudem den Ausfall von Lucas Hernandez kompensieren.

Bei seinem Debüt in der Bundesliga konnte Blind trotz seiner großen spielerischen Erfahrung nicht überzeugen. Was unter anderem auch an der frühen Roten Karte gegen Upamecano und dem daraus verbundenen Chaos liegen könnte. So unterliefen dem niederländischen Routinier vermehrt kleine Fehler im Aufbauspiel welche sein Team dementsprechend in der Defensive in Schwierigkeiten brachte. Zurückzuführen sind diese Ungenauigkeiten u.a. auch auf die bisher mangelnde Spielzeit beim deutschen Rekordmeister. So wirkte die Münchner Defensive bestehend aus Blind, Pavard & Co. kaum eingespielt, was den Gladbachern auch einen entscheidenden Vorteil in der gestrigen Partie verschaffte.

An dieser Stelle muss sich Bayern-Coach Nagelsmann somit die Kritik gefallen lassen, ob man Matthijs de Ligt in so einer durchaus wichtigen Partie aus belastungstechnischen Gründen vorerst auf die Bank verweisen muss. Beziehungsweise, warum man die eigene intakte Abwehr aus den letzten vier Pflichtspiel-Erfolgen auseinanderreißt. Denn: Mit Matthijs de Ligt saß der zuletzt formstärkste Verteidiger über weite Strecken der Partie nur auf der Bank und wurde erst nach einer guten Stunde für Goretzka eingewechselt.

Somit hat die Partie in Gladbach gezeigt, dass es Daley Blind vorerst noch an der nötigen Spielpraxis im Bayern-Dress fehlt, um dem deutschen Rekordmeister sofort weiterzuhelfen.

3. Cancelo-Euphorie ist verflogen

Ein weiterer Neuzugang, den der FC Bayern in diesem Winter verpflichtet hat, ist Joao Cancelo. Der Portugiese legte im Vergleich zu Blind einen Traumstart im Bayern-Dress hin und war sofort eine Bereicherung für das Münchner-Spiel. So erspielte sich Cancelo beispielsweise schon nach den ersten zwei Partien mit jeweils einer Torvorlage einen Stammplatz unter Nagelsmann. Allerdings konnte der 28-Jährige in den vergangenen Spielen gegen den VfL Bochum und Paris Saint-Germain nicht mehr an diese Leistungen anknüpfen. Dementsprechend wurde der Portugiese nach unauffälligen Leistungen in beiden Partien auch u.a. vorzeitig ausgewechselt.

Bei der gestrigen Partie in Gladbach verlor Cancelo nun erstmals seinen Startelf-Platz beim deutschen Rekordmeister. Obwohl Julian Nagelsmann seine Mannschaft zu Beginn in einer Dreier- bzw. Fünfer-Ketten-Formation auf den Platz geschickt hatte. Allerdings wurde der 28-Jährige nach der frühen Roten Karte gegen Upamecano sofort eingewechselt und absolvierte dementsprechend über 75 Minuten auf dem Platz. 75 Minuten, in denen Cancelo erneut nicht überzeugen konnte. So war auch seine normalerweise feine Spielweise von überraschend vielen kleinen Ungenauigkeiten geprägt. Beispielsweise fanden Cancelos Hereingaben nie den angedachten Zielspieler und auch in den Zweikämpfen war der Portugiese nicht so präsent wie zuletzt.

Somit erinnern jüngsten Leistungen aus den vergangenen drei Spielen an Cancelos Formtief nach der Weltmeisterschaft bei Manchester City, welches dem Portugiesen ebenfalls den Startelf-Platz gekostet hatte. Es bleibt aus Münchner-Sicht nur zu hoffen, dass Joao Cancelo bald wieder zur gewohnten spielerischen Stärke zurückfindet, um den FC Bayern in der aktuell heißen Saisonphase wieder tatkräftig zu unterstützen.

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