Wie einst in Barcelona: Setzen die Bayern auf ein Hybridmodell im Tor?

Tony Poland
Foto: Getty Images

Hinter verschlossenen Türen plant man an der Säbener Straße längst die neue Saison. Schließlich gilt es vieles wieder gutzumachen. Zu den spannendsten Fragen gehört die Torhüterposition. Manuel Neuer ist auf dem Weg zum Comeback und auch Yann Sommer ist noch da. Insgesamt stehen vier Keeper unter Vertrag, spielen kann nur einer. Da ist Kreativität gefragt.

Auf nahezu allen wichtigen Positionen sind die Bayern aktiv auf der Suche nach Verstärkungen. Nur einen neuen Verteidiger und Torwart dürfte man im Münchner Lager nicht suchen. Kompliziert ist die Besetzung der Stelle zwischen den Pfosten in Zukunft trotzdem. Der etatmäßige Kapitän Manuel Neuer arbeitet nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch schon wieder auf dem Trainingsplatz und ist voraussichtlich zum Start der Vorbereitung auf die neue Spielzeit wieder topfit. Trainer Thomas Tuchel soll sich bereits auf Neuer als Nummer eins in der kommenden Saison festgelegt haben. Ohnehin will es der inzwischen 37-jährige, der noch bis 2024 unter Vertrag steht, nochmal wissen und nochmal so richtig angreifen.

Das dürfte die Einsatzchancen für Yann Sommer schmälern. Der Schweizer (Vertrag bis 2025) macht in der Vertreter-Rolle nach seinem Wechsel Mitte Januar zwar einen soliden Job, überzeugt aufgrund einiger Patzer jedoch nicht komplett. Problem: Um sich für die Nationalmannschaft zu empfehlen, braucht Sommer viel Spielzeit. Den aktuellen Platz im Tor dürfte der 34-Jährige also nicht kampflos hergeben. Die zwei anderen Torhüter Alexander Nübel, ausgestattet mit einem gültigen Arbeitspapier bis 2025 und derzeit noch an Monaco ausgeliehen, und Sven Ulreich spielen dagegen wohl keine Rolle in Pflichtspielen. Nübel hat dem Vernehmen nach, solange Neuer noch da ist, ohnehin kein Interesse an einer Rückkehr nach München. Und Ulreich, dessen Kontrakt bis 2024 läuft, akzeptiert bekanntlich seine Rolle seit Jahren auf der Bank und gilt als verlässlicher und umgänglicher Teamspieler.

Torhüterduell Neuer vs. Sommer

Also läuft alles auf einen Zweikampf hinaus, in welchem der formstärkste Keeper spielt. Oder? Der ehemalige Nationalspieler René Adler bringt einen eigenen Ansatz in diese Thematik. „Ich erinnere mich noch gut an das Modell, für das sich der FC Barcelona bei Marc-André ter Stegen entschieden hat. Claudio Bravo hat in der Liga gespielt, ter Stegen durfte in der Champions League ran“, erklärte der frühere Torwart bei „ran“. „Ich könnte mir vorstellen, dass man beim FC Bayern ein solches Hybridmodell wie bei Barca damals fährt.“ Würde im Klartext bedeuten: Neuer bekommt die Spiele in der Champions League und im DFB-Pokal, Sommer steht in der Bundesliga im Kasten. Oder umgekehrt. Insgesamt könnten in der Saison 2023/24 über 50 Pflichtspiele auf den FCB warten.

Es droht das nächste Pulverfass

Ein charmanter, aber mit ziemlicher Sicherheit unrealistischer Vorschlag. Schließlich müssten beide Beteiligten ihr Einverständnis für dieses Modell geben. Ansonsten droht schon wieder Theater und Unruhe kann der FC Bayern nun nicht gerade gebrauchen. „Das geht aber nur, wenn Manuel Neuer da mitspielt – und da habe ich meine Zweifel“, legte Adler nach. In der Tat dürfte sich der mehrfache Welttorhüter darauf nicht einlassen. Ohnehin ist Neuer dafür bekannt, möglichst viele Spiele zu bestreiten. Einen Platz auf der Bank würde die Bayern-Ikone, auch nach seiner schweren Verletzung und in einem mittlerweile fortgeschrittenen Alter, eher weniger akzeptieren. Gerade in den letzten Jahren seiner Karriere will Neuer sicher alles mitnehmen, was geht.

„So oder so müssen die Bayern Manuel dringend in ihre Überlegungen und Pläne mit einbeziehen. Man hat es in der Diskussion um Alex Nübel gesehen: Wenn Manuel sich querstellt, hat man Unruhe. Man darf sein Standing im Verein nicht unterschätzen“, warnte Adler. Bleibt zu hoffen, dass Tuchel dieses Thema moderat lösen kann. Auch ein Verkauf und damit eine vorzeitige Trennung von Sommer wäre eine Möglichkeit.

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