Rund um die Säbener Straße werden aktuell hochkarätige Namen diskutiert. Vor allem für den Angriff muss eine echte Verstärkung in Form von neuem Personal her. Bei der Suche steht allerdings nicht nur die fußballerische Qualität im Fokus. Auch andere Attribute sind wichtig. Karl-Heinz Rummenigge nennt ein Beispiel aus der Vergangenheit.
Trotz 92 Bundesliga-Toren und der einmal mehr mit Abstand besten Offensive der Liga hat ein neuer Mittelstürmer höchste Priorität beim FC Bayern. Zu sehr fehlte in vielen Spielen ein Abnehmer und echter Torjäger, besonders gegen tief stehende Gegner oder in entscheidenden Momenten. „Die Nummer neun wird sicherlich eine Position sein, auf der sich der FC Bayern umschauen wird“, bestätigte Karl-Heinz Rummenigge, der wieder in den Aufsichtsrat berufen wurde, gegenüber „Sport1“.
Aufgrund des aktuell fehlenden Sportdirektors bzw. Sportvorstands leitet der 67-Jährige zusammen mit Trainer Thomas Tuchel, Uli Hoeneß, Präsident Herbert Hainer und dem Vorstandsvorsitzenden respektive CEO Jan-Christian Dreesen fürs Erste die Transfergeschickte des deutschen Rekordmeisters. Momentan stehen Gespräche und Verhandlungen mit Spielern und Agenten auf der Liste. Fürs Sturmzentrum sind die Münchner unter anderem heiß auf Dusan Vlahovic und Randal Kolo Muani. Englands Top-Stürmer Harry Kane hatte den Bayern bereits eine Absage erteilt.
Rummenigge will Mentalität dazuholen
Klar ist, dass ein neuer Angreifer von Format richtig Geld kostet. Die Zahl aus Ablöse, Gehalt und Bonuszahlungen dürfte locker in den dreistelligen Millionenbereich gehen. Ob der Spieler dann auch in München einschlägt, steht noch in den Sternen. Ohnehin muss der Neue auch andere Qualitäten mitbringen, die eventuell auch eine Etage weiter unten zu finden sind. „Man muss nicht immer nur in das oberste Regal greifen“, sagte Rummenigge und nannte als Beispiel Mario Mandzukic. Der Kroate wechselte 2012 vom VfL Wolfsburg an die Isar und machte sich als echter Mentalitätsspieler und als Arbeitstier einen Namen.
„Dafür haben wir keinen Beifall bekommen, sondern Erstaunen. Aber er war in seiner gesamten Zeit ein unglaublich wichtiger Spieler, weil er für die Mannschaft wie ein Berserker gearbeitet hat“, erklärte Rummenigge. Auch dank der Sturmkante, die dazu auch noch wichtige Tore erzielte, gewann der FC Bayern 2013 unter anderem die Champions League.
Eine Hierarchie für den Erfolg
Auch die historische Tripple-Mannschaft 2020 hatte vielleicht nicht den stärksten Kader der Welt. „Wir hatten eine tolle Mannschaft. Aber hatten wir auch die beste?“, legte er nach. Vor allem durch Charakter und das vielzitierte Wir-Gefühl zeichnete sich das Team damals aus. Besonders einen Aspekt hält Rummenigge von daher für absolut entscheidend. „Dass wir wieder eine Hierarchie schaffen innerhalb der Mannschaft. Als wir 2020 die Champions League gewonnen haben, hatten wir ein unglaublich gut funktionierendes Team: Manuel Neuer im Tor, David Alaba in der Abwehr, Joshua Kimmich im Mittelfeld sowie vorne Thomas Müller und Robert Lewandowski, die Hierarchie hat gestimmt.“
Nach der verkorksten Saison 2022/23 gilt es nun wieder die richtige Mischung aus Häuptlingen und Indianern neu zu finden. Mentalität und Führungsstärke lassen sich auch für kleineres Geld dazuholen. „Man muss nicht immer hunderte Millionen in den Transfermarkt blasen. Es muss vielmehr eine funktionelle Mannschaft sein“, stellte Rummenigge klar. Ein erfolgsversprechendes Konzept. Denn dass der FCB noch immer über hervorragende Kicker verfügt, ist klar.