3 Erkenntnisse zu Bayerns Pokal-Desaster: Tuchel wirkt ratlos!

Sebastian Mittag
Foto: Getty Images

Es war eine der peinlichsten Niederlagen der letzten Jahre für den FC Bayern: Der deutsche Rekordmeister lässt sich in der 2. Runde des DFB-Pokals von einem Drittligisten rauskegeln. Die Münchner verlieren mit 1:2 beim 1. FC Saarbrücken. FCBinside liefert drei Erkenntnisse nach der Pleite. 



Zu Beginn schien alles nach Plan zu laufen in Saarbrücken: Thomas Müller brachte den FCB in der 16. Minute in Führung. Dann glitt das Spiel den Bayern aus der Hand. Erst musste Matthijs de Ligt mit einer Knieverletzung raus. Kurz vor der Halbzeit kassierte man den Ausgleich durch Patrick Sontheimer (45.+1). Am Ende dann der absolute Schock: In der 6. Minute der Nachspielzeit markierte Marcel Gaus den Siegtreffer für Saarbrücken.

Was bleibt nach diesem Spiel hängen? Wir ziehen drei Erkenntnisse aus der Pokal-Blamage:

1. Bayern muss in der Defensive handeln – und zwar richtig!

Bei beiden Gegentreffern war das Abwehrverhalten chaotisch. Vor dem Ausgleich spielt Minjae Kim einen katastrophalen Fehlpass, obwohl er sehen muss, dass Youngster Frans Krätzig schon ein Gegenspieler auf den Füßen steht. Beim Siegtreffer von Saarbrücken irrt der Koreaner dann orientierungslos durch den Strafraum, während Offensivmann Kingsley Coman sich als Rechtsverteidiger versuchen muss. Eigentlich sollte hier Konrad Laimer stehen. Doch wo der Österreicher sich in der Szene herumtreibt, versucht Trainer Thomas Tuchel in der ARD-Analyse später selbst verzweifelt herauszufinden. Und jetzt wird auch noch De Ligt länger ausfallen.

Die Bayern-Bosse müssen in der Transferperiode im Winter unbedingt in die Abwehr investieren – und das nicht zu knapp! Die Schwächen in der Defensive sind zu eklatant, um auf eine Sparlösung zu setzen. Oder auf einen Spieler, der irgendwie zur Not sogar eine oder zwei Position besetzen kann.

Der FCB braucht einen echten Innenverteidiger und zusätzlich einen Rechtsverteidiger! Bloße Rotationsspieler reichen hier nicht aus. Es braucht Top-Leute, die den aktuellen Stammkräften Druck machen. Das wird nicht billig. Man muss sich aber klar vor Augen führen: Die Defensive schwamm gewaltig – und das gegen einen Drittligisten. Nicht Real Madrid oder Manchester City. 

2. Auftritt nach dem Spiel passt zum Auftritt im Spiel

Thomas Müller schimpfte nach der Pleite über die Mitspieler, die nachher nicht in die Kurve der mitgereisten Bayern-Fans gingen. Zu Recht!

Natürlich ist es das Mindeste, sich der vollen Auswärtskurve nochmal kurz zu zeigen. „Respekt entgegenzubringen“, wie Müller sagte. 

Neben Müller stellten sich nur die Top-Spieler Joshua Kimmich und Leroy Sané. Dazu Youngster Mathys Tel und Dauerreservist Bouna Sarr, sowie Startelfdebütant Frans Krätzig. Dazu Jugendspieler Taichi Fukui und Lovro Zvonarek. Das gibt ein trauriges Bild ab.

Das Auftreten nach dem Spiel passt leider auch zum Auftreten während des Spiels. Auch hier versteckten sich mehrere Bayern-Profis in vielen Szenen statt Dominanz auszuüben. Vielleicht war im Hinterkopf auch immer die mögliche Ausrede: „Der Platz war eigentlich unbespielbar“. Oder: „Die späte Anreise war suboptimal“. Trotz aller Widrigkeiten: Der FC Bayern muss einen Drittligisten immer dominieren!

3. Tuchel wirkt ratlos

Thomas Tuchel kann man nicht vorwerfen, dass er sich nach dem Spiel versteckt hätte. Wie immer stellte er sich den Reportern und beantwortete geduldig alle Fragen. Natürlich: Die Interviews fanden direkt nach dem Spiel statt, nur wenige Minuten davor fiel der schockierende Siegtreffer für Saarbrücken. Aber eine wirkliche Erklärung für die Total-Blamage schien Tuchel nicht zu haben

Eine Aussage des Trainers ließ tief blicken: „Es gibt vielleicht 100 Erklärungen oder keine.“ Keine?!

Auch bei der Analyse der Gegentore wirkte Tuchel oft ratlos bis erstaunt über die Fehler seines Teams. Das signalisierte auch Tuchels Körpersprache: Immer wieder Kopfschütteln, immer wieder Schulterzucken. Irgendwie auch verständlich nach so einer riesigen Sensation.

Trotzdem: Man muss festhalten, dass immer noch keine klare Spielidee erkennbar ist, seit Tuchel die Bayern übernahm. In der Offensive hilft oft die individuelle Klasse von Kane, Sané und Co.

In der Defensive dagegen zeigt sich aber immer wieder, dass das Team nicht gut ausbalanciert ist. Dass eine Mannschaft wie Saarbrücken als Tabellen-15. der 3. Liga mit so begrenzten fußballerischen Mitteln und reiner Leidenschaft die Bayern schachmatt setzen kann, darf einen schon mal ratlos machen. Tuchel muss jetzt aber schnell Erklärungen finden. Und vor allem: Lösungen.

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