Der FC Bayern setzt sich mit 3:0 gegen den VfB Stuttgart durch und sichert sich so im letzten Heimspiel des Kalenderjahres drei wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zum Spiel.
Der VfB spielte bisher eine überraschend starke Saison und kam als Tabellendritter in die Allianz Arena. Tabellenführer Leverkusen hatte mit einem Heimsieg gegen Frankfurt vorgelegt, deshalb standen die Münchner im Meisterrennen unter Druck. Diese Erkenntnisse lieferte das Spiel gegen die Stuttgarter.
1. Die Bayern können Kimmich und Goretzka ersetzen
Bayern-Trainer Thomas Tuchel musste überraschenderweise seine komplette Mittelfeldzentrale umbauen, weil Joshua Kimmich und Leon Goretzka beide wegen eines grippalen Infekts kurzfristig ausfielen. Für sie bildeten Aleksandar Pavlovic und Raphael Guerreiro das neue Zentrum.
Guerreiro machte sich Sache ordentlich, wurde aber in den Schatten gestellt von Pavlovic, der einen überragenden Abend hatte. Für den 19-Jährigen war es erst der fünfte Einsatz für die Profis – es wirkte aber eher wie der 50. Pavlovic strahlt schon jetzt eine große Ruhe am Ball aus. Das merken seine Mitspieler und haben auf dem Platz vollstes Vertrauen in ihn.
Besonders auffällig: Pavlovic durfte die Standards treten, auch hier ersetzt er Kimmich also nahtlos. Und wie!
In der 25. Minute brachte er einen Freistoß exakt auf den Kopf von Minjae Kim, wegen einer angeblichen Abseitsstellung wurde der Treffer aber nicht gegeben. Stuttgarts Atakan Karazor köpfte in der 56. Minute einen Freistoß von Pavlovic weiter zu Harry Kane, der einnicken konnte. Diesmal zählte das Tor auch. Später zeigte Pavlovic, dass er auch bei Ecken stark ist: In der 56. Minute bereitete er so das 3:0 von Kim vor.
Auch wenn die Bayern nach dem Spiel versuchten, die Euphorie um Pavlovic‘ Leistung so gut wie möglich zu bremsen: Der Youngster machte den Ausfall von Kimmich und Goretzka vergessen. So ist er auch in Zukunft ein echter Konkurrent für die zwei Platzhirsche.
2. Es geht auch ohne viel Ballbesitz
Normalerweise haben die Bayern in Heimspielen deutlich mehr Ballbesitz als der Gegner. Oft igeln sich die Gäste am eigenen Strafraum ein und die Bayern müssen wie beim Handball um den Strafraum herumspielen und versuchen, eine Lücke zu finden.
Gegen den VfB sah das vor allem in der ersten Halbzeit ganz anders aus. Die Bayern nahmen sich zurück und überließen den Schwaben viel Zeit am Ball. Bis zum Treffer zum 3:0 kamen die Hausherren nur auf 30 Prozent Ballbesitz. Das ist ein sehr untypischer Wert. Das letzte Mal, als die Bayern unter 40 Prozent Ballbesitz bei einem Heimspiel hatten, war in der Saison 2008/09 unter Trainer Jürgen Klinsmann.
Diese Herangehensweise schien Tuchels Plan für das Spiel zu sein. Die Stuttgarter machten nichts aus ihren größeren Spielanteilen – die Gäste kamen zu keiner einzigen klaren Torchance. Die Bayern stachen dafür eiskalt zu. Zweimal nach Standards.
Diese Zurückhaltung könnte auch ein Mittel in den Topspielen der zweiten Saisonhälfte sein. Das ist vielleicht nicht 100 Prozent Bayern-like – aber sehr effektiv.

3. Tor-Flauten bei Kane dauern nicht lange
Drei Spiele in Folge hatte Top-Torjäger Harry Kane nicht mehr getroffen: Gegen Kopenhagen (0:0), in Frankfurt (1:5) und in Manchester (1:0). Bei einem Goalgetter wie Kane ist das schon besonders, deshalb schwirrten schon Begriffe wie „Tor-Krise“ oder „Tor-Flaute“ umher.
Bevor angefangen werden konnte, öffentlich die Minuten ohne Kane-Tor zu zählen, machte Kane das einzig Richtige, um solche Spielereien zu verhindern: Treffen!
Schon nach 83 Sekunden schenkte Kane den Stuttgartern ein – nach selbstloser Vorlage seines Offensiv-Partners Leroy Sané. Das 2:0 steuerte Kane auch bei – diesmal per Kopf. Der 100-Millionen-Mann kommt in 14 Bundesliga-Einsätzen nun auf 20 Treffer und 5 Vorlagen.
Was für ein Luxus, wenn „Tor-Krisen“ oder „Tor-Flauten“ bei Kane nur drei Spiele dauern. „Es ist schön, wenn ich dem Team mit meinen Toren helfen kann“, sagte Kane danach bodenständig. Und machte nicht den Eindruck, als habe er in den letzten Wochen selbst an eine längere Durstrecke geglaubt.