TV-Gelder: Sogar englische Absteiger kassieren mehr als der FC Bayern!

Tim Schoster
Foto: IMAGO

Im internationalen Fußball herrscht ein deutlicher Unterschied in den Transferausgaben, der durch die unterschiedlichen TV-Geldverteilungen der Ligen beeinflusst wird. Besonders auffällig ist dies in der englischen Premier League. Dort sind selbst Mittelklasse-Klubs in der Lage, mehr Geld für Transfers auszugeben als viele Top-Klubs aus der Bundesliga, La Liga und Serie A.



Die Premier League profitiert von enormen Einnahmen aus nationalen und internationalen Medienrechten. Ein jüngst abgeschlossener Vertrag mit Sky Sports/TNT bringt der Liga allein im Inland 6,63 Milliarden Pfund ein, was etwa 7,64 Milliarden Euro entspricht. Die Bundesliga dagegen erhält für die nationalen Medienrechte lediglich 1,1 Milliarden Euro.

Zusätzlich erzielt die Premier League fast 1,8 Milliarden Pfund (2,08 Milliarden Euro) aus ausländischen Medienrechten. Ein Großteil dieser Einnahmen stammt aus dem Vertrag mit NBC/Peacock zur Übertragung der Spiele in den USA. Dieser bringt der Premier League rund 333 Millionen Pfund (383 Millionen Euro) ein.

Zum Vergleich: La Liga, Bundesliga und Serie A generieren deutlich weniger Einnahmen aus Medienrechten in den USA. ESPN zahlte beispielsweise 158 Millionen Euro jährlich für die Übertragungsrechte der spanischen La Liga. Somit bekommt die spanische Liga weitaus weniger als die Hälfte an Geld aus den USA als die englische Liga. CBS Sports zahlt nur rund 68 Millionen Euro pro Jahr für die Rechte an der Serie A. Die Bundesliga erhält gar nur 27 Millionen Euro jährlich von ESPN. Das sind allein bei den Übertragungsrechten aus den USA also 356 Millionen Euro weniger als für die Premier League. Dies macht es für die deutschen Klubs ungemein schwierig auf dem Transfermarkt mit den riesigen Ablösesummen und Gehältern mitzuhalten.

Absteiger Norwich City mit mehr Übertragungsgeldern als Bayern München

Diese finanzielle Kluft wird auch an den Einnahmen der einzelnen Klubs deutlich. Ein kürzlich abgestiegener englischer Klub wie Norwich City verdiente mehr aus Übertragungsgeldern als die Meister anderer europäischer Top-Ligen. Dazu zählen Klubs wie Bayern München, AC Mailand oder Paris Saint-Germain. Nur Barcelona und Real Madrid generieren mehr Medieneinnahmen als der schlechteste Klub der Premier League.

Diese Medieneinnahmen werden von den Klubs in Transferausgaben umgewandelt. So verzeichnen Klubs wie Bournemouth, Nottingham Forest und Wolves Nettoausgaben von umgerechnet 209 Millionen, 242 Millionen beziehungsweise 217 Millionen Euro seit ihrem Aufstieg in die Premier League. Die Ausgaben übertreffen die von etablierten europäischen Top-Klubs wie Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, AS Rom, AC Florenz, FC Sevilla und FC Valencia.

Diese Entwicklung zeigt deutlich, wie sehr die Verteilung der TV-Gelder den internationalen Fußball und die Dynamik auf dem Transfermarkt beeinflusst. Während die Premier League von ihren lukrativen Medienverträgen profitiert, müssen Klubs aus anderen Top-Ligen mit weniger Mitteln auskommen und können in Sachen Transferausgaben nicht mit den englischen Mittelklasse-Klubs mithalten. Der kürzlich von der DFL erlaubte und scharf kritisierte Einstieg von Investoren bei Bundesliga-Klubs scheint fast der einzige Ausweg, um international auch in Zukunft eine Rolle zu spielen.

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