Keine Zwänge mehr! Auf diese Bayern-Spieler muss Tuchel jetzt setzen

Sebastian Mittag
Foto: IMAGO

Thomas Tuchel wird den FC Bayern nach der Saison verlassen. Gerade in der Bundesliga gibt es kaum mehr Hoffnung auf den Titel. Jetzt könnte sich der Fußballlehrer um die Zukunft des FC Bayern verdient machen. Ein Kommentar.

Im März 2023 musste Julian Nagelsmann den FC Bayern verlassen, weil die Bosse die Saisonziele gefährdet sahen. Deshalb zog man damals die Reißleine, holte Thomas Tuchel und gewann am Ende noch die deutsche Meisterschaft. Von Tuchel seinerseits trennt man sich nun erst am Ende der Saison. Das muss im Umkehrschluss heißen: Alle Ziele wurden schon abgeschrieben, man glaubt nicht mehr daran, dass man die acht Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen in der Bundesliga aufholen kann, auch nicht mit einem neuen Trainer.

Aus dem Pokal verabschiedete man sich schon längst gegen einen Drittligisten. Erst recht kann man nicht an einen Triumph in der Champions League glauben. Hier muss man es erstmal schaffen, nach dem 0:1 im Hinspiel bei einem biederen Lazio Rom noch irgendwie ins Viertelfinale einzuziehen. Und dann würden die harten Brocken ja erst kommen. Wie sollen sich Tuchels Bayern in der Form der letzten Wochen hier durchsetzen? Es reicht ja nicht einmal für Bochum!

Die letzte Generation gewinnt nicht mehr

Tuchel ist nun also in einer besonderen Situation bis zum Ende der Saison: Anders als alle seine Vorgänger beim FC Bayern ist er komplett davon entbunden, Titel gewinnen zu müssen. Keiner erwartet mehr irgendwas von ihm. Zumindest für den Trophäenschrank. 

Deshalb sollte der Trainer sich in seinen letzten Monaten in München zumindest noch um die Zukunft des Rekordmeisters verdient machen und bereits den Umbruch im Kader einleiten, den sein Nachfolger und der neue Sportvorstand Max Eberl dann endgültig vollziehen müssen. 

Tuchel ist jetzt von allen Zwängen befreit, er sollte ab sofort voll auf die nächste Generation der Bayern setzen. Die letzte Generation, bestehend aus hochbezahlten und offensichtlich schwierig zu führenden Gewinnern von früher, gewinnt heute nichts mehr – und ließ ihren Trainer in den entscheidenden Spielen brutal hängen. Tuchel schuldet ihnen gar nichts! Und sollte deshalb auf die Youngster setzen. 

Mathys Tel gilt als eines der begehrtesten Offensiv-Talente des Planeten, bei Bayern saß er bisher meist auf der Bank. Klar, an Harry Kane kommt er schwer vorbei, doch der 18-Jährige kann auch auf dem Flügel spielen. Jedes Wochenende wird er von den Fans gefordert. Warum wirft ihn Tuchel jetzt nicht einfach für ein paar Spiele am Stück in die Startelf?

Mit Bryan Zaragoza holte man extra einen Offensivspieler früher als geplant. Der 22 Jahre alte Flügelspieler erinnert die Fans stark an den jungen Franck Ribéry. Keiner wäre Tuchel sauer, wenn Zaragoza am Samstag gegen Leipzig von Beginn an ran dürfte.

Bryan Zaragoza
Foto: Getty Images

Kimmich braucht Zeit zum Durchatmen

Genau wie bei Aleksandar Pavlovic. Bisher spielte der Youngster aus der Bayern-Jugend immer nur dann, wenn im zentralen Mittelfeld Not am Mann war. Fast ausschließlich konnte er dann überzeugen, die Fans feiern ihn. Natürlich: Die sichere Variante für Tuchel waren bisher Kimmich und Goretzka. Aber in Bochum kreierte die fürstlich bezahlte Doppelsechs ja auch nichts anderes als leere Räume im Mittelfeld. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison, übrigens.

Kimmich sorgte tief im Westen für den größten Wirbel nach dem Spiel, als er Co-Trainer Zsolt Löw anging. Vielleicht wäre es ja gar nicht schlecht, ihm gegen Leipzig ein bisschen Zeit an der frischen Luft auf der Bank zu verschaffen. Zum Durchatmen. Und mit Pavlovic auf einen Spieler zu setzen, dem beim FC Bayern die Zukunft gehört.

Denkt man zurück an Louis van Gaal, erinnert man sich heute vor allem daran, wie konsequent er auf junge Spieler wie Thomas Müller oder Holger Badstuber setzte. Wenn Fußballlehrer Tuchel nun für den Rest seiner Amtszeit den gleichen Weg geht, könnte er sich auch trotz einer titellosen Saison noch in die Herzen der Bayern-Fans coachen.

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