Die siegreichen Testspiele der deutschen Nationalmannschaft schüren zwar Vorfreude auf ein Sommermärchen, machen zwei Spieler des FC Bayern aber zu Verlierern. Auch bei anderen FCB-Stars herrscht noch nicht vollkommene Klarheit bezüglich der EM.
Urlaub oder nicht? Nach den beiden Länderspielen haben die Stars des FC Bayern mehr Klarheit bezüglich ihrer Planungen im Juni. Fünf deutsche Nationalspieler dürfen sich schon jetzt als Teil des EM-Kaders fühlen, wenn keine Verletzung dazwischen kommt.
Große Veränderungen werde es bis zum Sommer nicht mehr geben, stellte Bundestrainer Julian Nagelsmann klar: „Außer Frage steht: Falls alle gesund bleiben und so weiter performen, werden wir auf jeden Fall nicht zehn Spieler tauschen im Sommer. Eigentlich auch nicht fünf, vielleicht ein, zwei – plus Verletzte.“
Für Leon Goretzka und Serge Gnabry ist das keine gute Nachricht. FCBinside blickt auf die EM-Chancen der Bayern-Stars.
Manuel Neuer: Der Torhüter des FC Bayern wird zum achten Mal in Folge als Nummer eins in eine Welt- oder Europameisterschaft gehen. Zwar zog er sich im Training einen Muskelfaserriss zu und fiel für die beiden Länderspiele aus. Den Status der Nummer eins hatte ihm Nagelsmann aber bereits zugesichert, die Verletzung änderte daran nichts. „Deswegen werde ich meine Entscheidung nicht revidieren“, betonte der Bundestrainer vor dem Frankreich-Spiel und verwies auf Neuers starke Leistungen seit seinem Comeback im Bayern-Tor: „Er hat jetzt lange sehr stabil gespielt, in der Champions League wie in der Bundesliga. Es geht darum, dem Spieler eine Sicherheit und Klarheit zu geben.“ Für Neuer geht es also in den kommenden Monaten nur um eines: verletzungsfrei bleiben.
Joshua Kimmich: Der 29-Jährige fand sich in den beiden Länderspielen dort wieder, wo er einst bei der EM 2016 seine Nationalmannschaftskarriere begonnen hatte. Als rechter Außenverteidiger lieferte Kimmich zweimal äußerst solide Leistungen ab. Gegen Frankreich hielt er Superstar Kylian Mbappé in Schach, auch gegen die Niederlande ließ er über seine Seite nichts zu und machte mit Vorstößen auch immer wieder Druck nach vorne. Damit ist er auf seiner neuen Position gesetzt. Auch bei den Bayern unter Thomas Tuchel verteidigt er nun rechts, so dass er sich bei der EM nicht nochmal umstellen muss. Dass die Versetzung nach außen nicht gegen den Willen des Spielers geschehen sei, stellte Nagelsmann in den vergangenen Tagen klar. Kimmich störe „ein bisschen, dass man ihm immer nachsagt, er wolle auf der Position nicht spielen. Er ist generell sehr offen. Das Bedeutendste ist für ihn, dass er spielt und der Mannschaft helfen kann. Das macht er inhaltlich wie mentalitätsmäßig.“

Jamal Musiala: Die Fotos aus dem Niederlande-Spiel, die mehrfach einen zu Boden stürzenden Musiala zeigen, sind alles andere als sinnbildlich. Der 21-Jährige ist beim DFB-Team in der ersten Elf gesetzt und bekam durch die Nummer 10 noch einmal zusätzliche Wertschätzung verliehen. Für sein Zusammenspiel mit Florian Wirtz erhielt er unzählige Lobeshymnen. Nichts steht einem großen Auftritt Musialas im Sommer im Wege. Aufhalten kann ihn nur ein schlechter Rasen.
Thomas Müller: Auch das Bayern-Urgestein darf sich im Herbst seiner Karriere mit der EM im eigenen Land noch einmal auf ein absolutes Highlight freuen. Wie Müllers Rolle bei dem Turnier aussehen wird, zeigten die beiden Testspiele. Der 34-Jährige kommt für die letzten 20, 30 Minuten in die Partie und treibt die Mannschaft noch einmal an. Anders als beim FCB unter Tuchel scheint Müller die Teilzeitbeschäftigung bei der Nationalmannschaft nicht groß zu stören. „Thomas weiß, welche Bedeutung er in jeder Rolle hat. Ob er nun viel spielt oder einer ist, der reinkommt und dann seine Elemente beitragen kann“, erklärte Nagelsmann.
Leroy Sané: Der Offensivspieler fehlte bei den beiden Länderspielen rotgesperrt, stieß vor der Partie gegen die Niederlande aber dennoch zur Mannschaft. Ein klares Signal, dass Sané Teil des EM-Kaders sein soll. Nagelsmann unterstrich diesen Plan auch mit Worten: „Wenn er gesund ist, werden wir nicht auf ihn verzichten. Weil er einfach ein super Spieler ist.“ Allerdings wird sich Sané darauf einstellen müssen, nicht immer zur Startelf zu gehören. Denn die Offensivreihe mit Musiala, Florian Wirtz und Ilkay Gündogan steht erst einmal. Bei einem gemeinsamen Essen in München will Nagelsmann Sané demnächst die Jokerrolle schmackhaft machen.

Aleksandar Pavlovic: Eine Erkrankung brachte den Bayern-Youngster um sein Länderspiel-Debüt für Deutschland. Nach einer Mandelentzündung ist derzeit auch unklar, ob er für das Duell gegen den BVB am Samstag rechtzeitig fit wird. Spätestens bei der Kadernominierung für die EM wird sich zeigen, ob mit der Berufung für die Testspiele zunächst einmal nur die Bemühungen der Serben um den 19-Jährigen gestoppt werden sollten oder ob Nagelsmann tatsächlich mit dem Münchner Sechser für die Europameisterschaft plant. Wenn Pavlovic nach der Krankheitspause wieder zu der konstanten Form der Wochen davor findet, führt an ihm aber eigentlich kein Weg vorbei.
Leon Goretzka: Für Pavlovic‘ Mittelfeld-Kollegen ist die EM-Tür dagegen fast zu. Angesprochen auf Goretzka und die nicht berücksichtigten Dortmunder um Mats Hummels sagte Nagelsmann auf der Pressekonferenz nach der Partie gegen die Niederlande: „Die Botschaft an diese Spieler ist, dass wir es jetzt gut gemacht haben und sie Vollgas geben müssen, um auf den Zug noch aufzuspringen. Am Ende müssen sie besser sein als irgendjemand, der jetzt dabei ist, in welcher Rolle auch immer. Das ist klar.“ Goretzka müsste also in der Bundesliga mit stärkeren Leistungen aufwarten als sein direkter Konkurrent Robert Andrich. Überragende Auftritte wie gegen Mainz muss der 29-Jährige nun am Stück abliefern. Ansonsten kann er nur noch auf die Verletzung eines anderen Mittelfeldspielers hoffen.
Serge Gnabry: Noch düsterer sind die EM-Aussichten auf Serge Gnabry. Zwar meldete er sich nach seiner monatelangen Verletzungspause mit zwei Toren in zwei Spielen zurück. Dennoch muss er es als erstes Etappenziel erst einmal bei den Bayern wieder in die Startelf schaffen. Dann noch die Konkurrenz im DFB-Team zu verdrängen, wird ein gutes Stück schwerer. Mit Chris Führich überzeugte ein potenzieller Flügel-Rivale nach seinen Einwechslungen jeweils mit schwungvollen Auftritten.