Der FC Bayern blamiert sich am 28. Bundesliga-Spieltag bis auf die Knochen beim 1. FC Heidenheim. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.
Vor dem wichtigen Champions-League-Spiel beim FC Arsenal wollten sich die Bayern mal locker beim Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim einspielen. Dann setzte es aber nach 2:0-Führung eine peinliche 2:3-Niederlage. Das Spiel lieferte folgende Erkenntnisse.
1. Mit Tuchel darf es nicht weitergehen
Es ist leicht, nach einer Niederlage gegen einen Außenseiter den Rauswurf des Trainers zu fordern. Eigentlich hätten die Bayern-Bosse bereits nach der Blamage in Bochum handeln müssen. Aus Angst vor echten Konsequenzen wählte man aber den vermeintlich verträglichen Mittelweg: Tuchel darf bis zum Ende der Saison weiterwurschteln, bis dahin bleibt alles beim Alten. Spätestens die Blamage in Heidenheim hat gezeigt: Die Bayern waren hier auf dem Holzweg. Mit Tuchel darf es nicht weitergehen!
Natürlich wäre ein doch vorzeitiger Rauswurf des Trainers das Eingeständnis eines Fehlers aus dem Februar. Andererseits: Es wäre nur das Ende einer langen bayrischen Fehlerkette. Bereits die Verpflichtung von Tuchel war ein Fehler und davor die Trennung von Julian Nagelsmann. In die Vergangenheit zu schauen, bringt jetzt aber nichts mehr.
Das desaströse Auftreten der Mannschaft muss endlich Konsequenzen haben. Aber auch das desaströse Auftreten Tuchels muss endlich Konsequenzen haben. Nie kann er sich eine Niederlage erklären, gefühlt jedes Gegentor hat er angeblich genau so in der Kabine vorhergesagt und davor gewarnt. Trotzdem konnten es seine Spieler nicht verhindern. Spätestens nach der Verkündung der Trennung agiert der Trainer zynisch und betont emotionslos.
Über die Abfindung im Sommer hat man sich eh schon geeinigt, Tuchel kassiert dem Vernehmen nach nochmal ein ganzes Jahresgehalt (rund 10 Millionen!) fürs Nichtstun. Statistisch ist er der schlechteste Bayern-Trainer seit über 30 Jahren, dafür wird er am Ende wohl weit über 20 Millionen Euro eingestrichen haben. Das Schmerzensgeld für eine Entlassung ist hier sicherlich schon enthalten.
Wer für die letzten Spiele übernimmt, wäre eigentlich fast egal. Schlimmer kann es nicht werden. Beste Lösung wäre Hermann Gerland. Ihm würde es wahrscheinlich sogar einfach Spaß machen, den satten Bayern-Stars ein paar Wochen Beine zu machen. Bevor sie dann hoffentlich im Sommer selbst weitere Konsequenzen zu spüren bekommen.
2. Der Umbruch ist überfällig
Was man Tuchel noch zugute halten muss: Er wollte wohl im Sommer einen härteren Umbruch im Bayern-Kader, doch die Bosse ließen ihn nicht. So bekam er beispielsweise nicht seine mit Nachdruck geforderte Holding Six, im Gegenzug durften Spieler bleiben, die Tuchel eigentlich nicht mehr wollte. Stichwort: Leon Goretzka.
Die damalige Führung war damals zu beschäftigt, den 100-Millionen-Deal um Harry Kane eintüten. Dass die Bosse nicht konsequenter handelten und dann auch noch am Deadline Day den Palhinha-Deal in den Sand setzten, hat sicher auch damit zu tun, dass Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen zu involviert war. Der Ex-Banker kennt sich nunmal mehr mit Finanzwesen als mit Fußball aus. Auch dafür bekamen die Bayern die Rechnung in Form einer desaströsen Saison.
Jetzt muss der neue Sportvorstand Max Eberl die Fehler aus den letzten Transferperioden ausbügeln. Man kann Hoffnung haben, dass zumindest er im Sommer hart durchgreifen wird. Seine direkte Art ist wohltuend, er schont die Profis nicht.
Der Umbruch wurde verschlafen, spätestens der Auftritt in Heidenheim hat bewiesen, wie überfällig er ist.
Eberl hat es danach schon gut analysiert: Viele Bayern-Stars fordern nur, beklagen sich nur, aber geben zu wenig für den Verein.
Apropos fordern: Dass zum Beispiel Alphonso die Dreistigkeit besitzt, einen neuen Vertrag mit 20 Millionen Euro Jahresgehalt zu verlangen, spricht Bände. In Heidenheim war der Linksverteidiger einmal mehr überfordert. Ein solches Auftreten verbunden mit einer überzogenen Anspruchshaltung darf der Klub nicht mehr tolerieren. Davies muss weg, mit freundlichen Grüßen nach Madrid. Er darf aber nicht der einzige bleiben.
Der Umbruch muss jetzt wirklich her, die Bayern müssen in großen Teilen eine neue Mannschaft aufbauen.

3. Upamecano und Kim sorgen für Chaos
Wenn der Blick wieder in die nähere Zukunft geht, müssen die Bayern auch gleich vor dem wichtigen Viertelfinalspiel beim FC Arsenal handeln. Erste Maßnahme muss die Rückkehr zum Innenverteidiger-Duo Matthijs de Ligt und Eric Dier sein. Gegen Dortmund konnten sie zwar nicht überzeugen, aber in den Spielen davor sorgten sie für deutlich mehr Sicherheit als das Chaos-Couple Dayot Upamecano und Minjae Kim.
Der Auftritt dieses Duos in Heidenheim war eine Frechheit. Beide waren überfordert mit den Angreifern des – bei allem Respekt – Dorfvereins, der letztes Jahr noch Zweite Liga spielte. An die Champions League mag man da gar nicht denken.
Dass Kim in Italien letzte Saison zum besten Verteidiger der Liga gewählt wurde, spricht nicht gerade für die Angreifer in der Serie A. Aber wahrscheinlich hat auch er sich in München einfach um einige Prozentpunkte verschlechtert.
Upamecano dagegen leistete sich einfach nur einen weiteren vogelwilden Auftritt, wie man es mittlerweile eh schon gewöhnt ist von ihm. Eigentlich schon ein Wunder, dass er nicht noch einen Platzverweis kassierte.
Der Franzose ist auch so ein Kandidat für den Umbruch im Sommer. Sein Potenzial hat er in der Vergangenheit schon gezeigt, dann gingen aber in wichtigen Spielen immer die Nerven mit ihm durch. Mittlerweile kommt er auch nicht mehr mit Gegnern wie Heidenheim klar.
Gegen Arsenal dürfen Kim und Upamecano keinesfalls spielen! Hoffentlich wollte Tuchel in Heidenheim De Ligt und Dier einfach nur für die Partie im Emirates schonen.