Tabellenführung futsch – 3 Erkenntnisse zur Niederlage bei Bayer Leverkusen

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: IMAGO

Der FC Bayern ist nur noch Verfolger im Titelrennen! Am Sonntagabend kassierten die Münchner eine bittere 1:2-Niederlage bei Bayer Leverkusen. Mit dieser Pleite verlor der deutsche Rekordmeister die Tabellenführung ausgerechnet vor dem anstehenden Gipfeltreffen gegen Borussia Dortmund. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zur Niederlage bei der Werkself.



Mit dem 6:1-Heimerfolg von Borussia Dortmund gegen den 1. FC Köln am Samstagabend standen die Münchner am gestrigen Sonntag in Leverkusen unter Zugzwang. Denn mit mit dem deutlichen Sieg sprang der BVB vorerst wieder an die Tabellenspitze der Bundesliga. Dementsprechend wollten und mussten die Nagelsmänner gegen Bayer unbedingt punkten, um mit einer guten Ausgangslage ins direkte Duell am kommenden Spieltag gehen zu können.

Allerdings zeigte der deutsche Rekordmeister über weite Strecken der Partie eine spielerisch schwache Vorstellung und verlor am Ende nach zwei unglücklichen Situationen, die jeweils in einem Strafstoß für die Werkself mündeten, verdient mit 1:2. Somit wird der FC Bayern mit einer deutlich schlechteren Ausgangslage als Tabellenzweiter in den „Klassiker“ gegen den BVB gehen müssen.

1. Choupo-Moting ist unersetzlich

Nach einem furiosen Start in die aktuelle Bundesliga-Saison hatte der FC Bayern bereits mit zwei Ergebniskrisen zu kämpfen. In diesen Krisen stimmten nicht nur die Ergebnisse nicht, sondern auch die Art und Weise, wie man in den einzelnen Partien aufgetreten war. Beispielsweise fehlte es den Münchnern in diesen Phasen u.a. auch an der mangelnden Kreativität im eigenen Offensivspiel.

Die erste Ergebniskrise im vergangenen September 2022 überwunden die Münchner vor allem mit einer Systemumstellung. So setzte Bayern-Coach Nagelsmann mit Eric Maxim Choupo-Moting wieder auf einen richtigen Neuner, der auch mal Bälle festmachen konnte. Der Kameruner ging in dieser Rolle als „Wandspieler“ für seine Mannschaftskameraden voll auf, was sich dann auch in den Ergebnissen widerspiegelte. So glänzten die Münchner insbesondere vor der Winterpause mit sehenswerten Offensiv-Fußball und erkämpften sich die Tabellenführung zurück.

Am gestrigen Sonntagabend mussten die Bayern allerdings auf Choupo-Moting, der weiterhin mit Rückenproblemen zu kämpfen hat, verzichten. Aufgrund dieses erneuten Ausfalls setzte Nagelsmann wieder auf Sadio Mané, der den Kameruner bereits gegen den FC Augsburg vertrat. Allerdings konnte der Senegalese auch am gestrigen Abend überhaupt nicht überzeugen. Wie schon in der Hinrunde, als Mané übergangsweise die Neuner-Position bekleidete, war dieser kaum ins Münchner Offensivspiel eingebunden und konnte dementsprechend auch seine Mitspieler nicht in Szene setzen. Auf diese unauffällige Leistung folgte dann auch bereits zur Halbzeitpause die Auswechselung des 30-Jährigen.

Die Auswärtsniederlage in Leverkusen hat gezeigt, dass die bayrische Offensive ohne Choupo-Moting derzeit einfach nicht funktioniert. So bleibt nur zu hoffen, dass der Routinier möglichst bald wieder vollkommen einsatzfähig ist, um die Münchner in den anstehenden „Wochen der Wahrheit“ wieder tatkräftig zu unterstützen.

2. Bayern lässt Mentalität vermissen

Die berühmte „Mentalitätsfrage“ im Meisterschaftskampf kennt man aus den vergangenen Jahren eigentlich nur in Dortmund. So ließen die Borussen in der Vergangenheit meist ihre spielerische Konstanz vermissen und verspielten wichtige Zähler im Titelrennen.

In dieser Saison kann man diese Frage nach der fehlenden Mentalität aber eher dem FC Bayern als den Dortmundern stellen. Denn: In dieser Spielzeit ist es keine Seltenheit gewesen, dass es den Bayern bei Punktverlusten auch am passenden Einsatz fehlt. Diesen Einsatz ließen die Bayern auch am gestrigen Abend im Leverkusen vermissen. So fehlte es den Nagelsmännern an den gewissen Grundtugenden wie „Wille“, „Leidenschaft“ und „Körpersprache“, um am Ende als Sieger vom Platz gehen zu können. Konkret fehlte es den Münchnern insbesondere nach dem Rückstand am nötigen „Feuer“ und der Überzeugung, den Spielstand noch drehen zu können. Auch wenn sich der FCB zum Schluss noch vereinzelt gute Abschlussmöglichkeiten herausspielte, kam dieses Aufbäumen schlichtweg zu spät.

Spätestens nach dem CL-Triumph gegen PSG hätte man meinen können, dass der FC Bayern nun endlich bereit für die heiße Saisonphase ist. Allerdings scheint diese aufgekommene Euphorie bereits nach der dritten Saisonniederlage in Leverkusen endgültig wieder verfolgen zu sein. Mit solch einer Leistung wie gegen die Werkself sind die großen Saisonziele der Münchner deutlich gefährdet.

3. Bayern kann keine Bundesliga mehr

In der diesjährigen Champions League Saison kann der FC Bayern bisher auf eine makellose Bilanz zurückblicken. So überzeugte man beispielsweise mit sehenswerten Auftritten gegen europäische Schwergewichte wie PSG, Barcelona & Co. Insbesondere in diesen Spielen passte die angesprochene Bayern-Mentalität und die richtige Einstellung, die Spiele unbedingt gewinnen zu wollen.

Allerdings zeigte der FC Bayern in der Bundesliga teilweise ein ganz anderes Gesicht. So ließen die Bayern auch am gestrigen Abend wieder mal Punkte im engen Titelkampf liegen. Es war bereits der fünfte Punktverlust im Jahr 2023. So haben die Münchner gerade einmal nur 50 Prozent ihrer Ligaspiele in diesem Kalenderjahr gewonnen (zehn Spiele, drei Remis und zwei Niederlagen).

Dass diese ausbaufähige Punkte-Ausbeute deutlich zu wenig ist, um am Ende deutscher Meister zu werden, erkannte auch Trainer Nagelsmann unmittelbar nach der Partie an und schlug vor dem anstehenden Gipfeltreffen gegen BVB Alarm. So sei ein Sieg gegen die Dortmunder Pflicht, wenn man die Schale nach München holen will, erläuterte der 35-Jährige. Denn falls das direkte Duell gegen Dortmund verloren werden sollte, dürfte es mit dem 11. Titelgewinn in Folge schwierig werden.

Die Niederlage in Leverkusen war für den FC Bayern der aller letzte Warnschuss im Rennen um die Meisterschaft. So darf sich der deutsche Rekordmeister insbesondere im direkten Duell mit Dortmund keinerlei Ausrutscher mehr erlauben.

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