Uli Hoeneß hat den FC Bayern so geprägt, wie kaum ein anderer. Seit seinem Rücktritt muss der Rekordmeister offziell ohne den großen Macher auskommen. Doch nun gibt es Gerüchte, dass nicht nur sein Sohn, sondern möglicherweise auch Hoeneß selbst an die Säbener Straße zurückkehren könnte. Doch braucht es überhaupt ein Comeback? Die Meinung des 71-Jährigen ist im Klub schließlich sowieso weiterhin sehr gefragt.
Er werde sich „nicht aufdrängen“, hatte Uli Hoeneß angekündigt. „Und auch nicht zweimal die Woche an die Säbener Straße fahren, um zu schauen, ob die Möbel noch da sind“, so der Ex-Bayern-Boss im Rahmen seines Rücktritts im November 2019. Doch ob er wirklich loslassen kann, von „seinem“ FC Bayern, dem Verein, den er jahrzehntelang zunächst als Spieler, dann als Manager und später als Präsident prägte, wurde schon damals stark angezweifelt. Auch Hoeneß schränkte seine Rückzugs-Aussagen zugleich etwas ein, indem er sagte: „Wenn mein Rat gewünscht ist, werde ich da sein“.
Auch aufgrund dieser Aussage schwebt der Name Hoeneß nun wieder sehr präsent über der Säbener Straße. In „seinem“ Klub herrscht zurzeit schließlich sehr viel Unruhe, nicht nur durch das doppelte Aus im Pokal und in der Champions League. Vor allem die Kritik an Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn hat in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Zuletzt gab es sogar mehrere kritische Banner in der Allianz Arena gegen die Führungsetage der Münchner. „Sky“-Experte Jan Aage Fjörtoft berichtete am Donnerstag über ein mögliches Bayern-Aus für Kahn. Als Nachfolger wurde etwas überraschend Hoeneß-Sohn Florian gehandelt. Fjörtoft brachte aber auch ein FCB-Comeback von Hoeneß selbst ins Spiel.
„Vieles hängt davon ab, was Uli Hoeneß denkt“
Auch TV-Experte Didi Hamann hält eine Hoeneß-Rückkehr für denkbar. „Sollte man sich entscheiden, in der Klubführung etwas ändern zu wollen, würde mir kaum einer einfallen, der die Qualifikation dafür hätte. Das ist ein großes Problem“, schrieb der Ex-Bayern-Spieler in seiner aktuellen „Sky“-Kolumne. Er halte „nichts für ausgeschlossen“, betonte Hamann: „Auch nicht, dass Uli Hoeneß sagt, er kommt zurück und macht es, wenn auch vielleicht nur übergangsweise.“ Laut dem TV-Experten würde Ehrenpräsident einfach zu sehr an dem Verein hängen. „Der FC Bayern ist das Kind von Uli Hoeneß. Wenn ein Kind 18 oder 19 ist und auf die schiefe Bahn gerät, versucht man entweder einzuwirken oder man sagt, das Kind ist alt genug. Die große Frage wird sein, ob Uli Hoeneß loslassen wird“, schrieb Hamann.
Doch braucht es überhaupt zwingend ein Hoeneß-Comeback in offizieller Position? Der Einfluss des 71-Jährigen im Klub ist schließlich auch ohne größere Aufgabe riesig, wie es Hamann im Nachhinein auch noch einmal selbst bestätigt. „Vieles hängt davon ab, was Uli Hoeneß denkt. Er ist noch im Aufsichtsrat und ich gehe davon aus, dass er viele Leute hinter sich hat. Ich denke, es wird so kommen, wie Uli es will“, erklärte der 49-Jährige.
Von Beginn an ein “kritischer Nagelsmann-Hinterfrager”
In den vergangenen Monaten gab es zudem genügend Beweise dafür, dass Hoeneß nicht nur seinen Ruhestand am Tegernsee genießt, sondern sich weiter aktiv in das bunte Treiben beim FC Bayern einmischt: Unmittelbar nach der umstrittenen Nagelsmann-Entlassung war der 71-Jährige zugleich zur Stelle und deutete an, dass der ehemalige Bayern-Trainer seinen Rauswurf hätte verhindern können, wer er nicht in den Ski-Urlaub gefahren wäre. Laut “Bild”-Informationen soll Hoeneß zudem von Beginn an ein “kritischer Nagelsmann-Hinterfrager” gewesen sein.
Nach Neuers Skandal-Interview im Zuge des Rauschmisses von Toni Tapalovic versuchte er die Wogen zugleich zu glätten und stellte klar, dass Neuer seine Aussagen längst bereut hätte. Zuvor hatte Hoeneß den aktuell verletzten Bayern-Keeper bereits als zukünftigen FCB-Funktionär ins Spiel gebracht.
Erst vor wenigen Wochen kritisierte Hoeneß, dass es in in den Gremien der Deutschen Fußball-Liga und dem Deutschen Fußball-Bund an Präsenz des FC Bayern. „Es kann nicht sein, dass der wichtigste deutsche Verein da so wenig vertreten ist“, sagte der Ehrenpräsident und rüffelte damit vor allem Oliver Kahn für sein fehlendes Engagement bei der DFL. Am Mittwoch meldete sich nun Kahn in der aktuellen Ausgabe der „Sport Bild“ zur Wort und verkündete, dass sich nun doch durchaus vorstellen kann, einen Posten im DFL-Präsidium zu übernehmen.
Das umstrittene Katar-Sponsoring im Klub verteidigte Hoeneß zudem immer aufs Neue. Im Oktober vergangenen Jahres, kurz vor der WM in Katar, stellte der 71-Jährige in Bezug auf den im Sommer auslaufenden Vertrag mit Qatar Airways erneut klar: „Ich wäre dafür, ihn zu verlängern.“ Anfang März, also rund fünf Monate später, enthüllte Hoeneß höchstpersönlich, dass die FCB-Verantwortlichen zuletzt die Gespräche aufgenommen hätten, um das Sponsoring mit der Fluglinie zu verlängern.
Hoeneß über Tuchel: „Er hat diesen Verein in zwei Tagen verinnerlicht“
Auch bei der Trainereinstellung von Thomas Tuchel war Hoeneß beteiligt. Nicht umsonst richtete der Neu-Coach bei seiner Antritts-PK einen besonderen Dank an Hoeneß. Mit dem Ehrenpräsident habe der 49-Jährige vor seinem Amtsantritt ein persönliches Gespräch geführt. „Ich wollte ihn wissen lassen, dass ich mein Bestes gebe, um gut auf seinen Klub aufzupassen.“ Nach der Banner-Kritik der Bayern-Fans, dass die Werte des Vereins verfehlt werden, sagte Tuchel zudem: „Ich habe dem Uli Hoeneß bei der Unterschrift versprochen, dass wir auf die Werte des Vereins aufpassen werden“.
Hoeneß wiederum lobte Tuchel zugleich als “die Ideallösung“ für den FC Bayern. Die Begründung: „Seine zwei Pressekonferenzen waren summa cum laude, eine druckreife Ausdrucksweise. Das ist Bayern München. Er hat diesen Verein in zwei Tagen verinnerlicht“. Bereits im Jahr 2015 sollen sich Tuchel und Hoeneß bei einem gemeinsam Treffen blendend verstanden haben.
Alles in einem deutet vieles darauf hin, dass Uli Hoeneß überhaupt gar nicht aktiv ins Tagesgeschäft zurück muss, um weiter über die Gegenwart und Zukunft des FC Bayern zu entscheiden. Auch in der aktuellen Situation hält der Ehrenpräsident wohl noch genug Hebel an der Säbener Straße in der Hand um, um beispielsweise beim Sponsoring oder auch der Trainerwahl mitzureden. So ist es wenn überhaupt wahrscheinlicher, dass eine hoeneßnahe Person wie beispielsweise sein Sohn Florian oder Bastian Schweinsteiger – dem Hoeneß bereits öffentlich ein Engagement in der Vereinsführung in Aussicht gestellt hat – in Zukunft an die Spitze des Rekordmeisters landen könnte. Der Ehrenpräsident kann beim FCB schließlich immer ein gutes Wort einlegen.