Am Samstagabend musste der FC Bayern im Meisterschaftskampf einen herben Rückschlag hinnehmen. So kassierten die Münchner nach eigener Führung gegen RB Leipzig eine 1:3-Niederlage im letzten Heimspiel der Saison. Mit dieser Pleite im Saisonendspurt läuft man Gefahr die Tabellenführung zu verlieren – es droht eine titellose Saison seit 2012! Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zur Pleite gegen RB.
Die verbleibenden Spiele in der aktuellen Bundesliga-Saison sind für den FC Bayern allesamt Endspiele, da der Meisterschaftskampf seit Jahren wieder mal hoch spannend ist. Als Tabellenführer war die Rechnung für die Münchner vor dem 33. Spieltag allerdings weiterhin einfach: Mit einem Punkt Vorsprung muss man lediglich die verbleibenden Spiele gegen Leipzig und Köln gewinnen, um am Ende die 11. Meisterschaft in Folge feiern zu können.
Diese Rechnung geht womöglich nicht mehr auf, da sich der deutsche Rekordmeister im Samstagabendspiel gegen RB Leipzig mit 1:3 geschlagen geben musste. Somit können die Verfolger aus Dortmund mit einem Sieg beim FC Augsburg die Tabellenführung übernehmen und einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft zu machen. Wenn dieses Szenario eintreten sollte, droht dem FC Bayern der komplette Titel-K.o. in allen drei Wettbewerben.
1. Es fehlt auch unter Tuchel an Konstanz
Der Titelkampf in der Bundesliga ist in dieser Saison so spannend wie schon seit Jahren nicht mehr. Das liegt aber nicht unbedingt an der starken Konkurrenz im Kampf um die Meisterschaft, sondern eher an der fehlenden spielerischen Konstanz aufseiten des FC Bayern.
So zieht sich folgendes Szenario wie ein roter Faden durch die gesamte Saison: Die Bayern erwischen einen guten Start in die Partie und gehen meist folgerichtig verdient in Führung. Anschließend kam es bereits schon mehrfach vor, dass die Münchner ihr eigenes Spiel komplett einstellten und die Gegner so wieder zurück ins Spiel holten. Aufgrund dieser spielerischen Inkonstanz musste auch Julian Nagelsmann vorzeitig gehen. Neu-Coach Thomas Tuchel sollte diese unerklärlichen Leistungsschwankungen in den Griff bekommen. Heute lässt sich sagen, dass auch Tuchel dieses große Problem noch nicht gelöst bekommt.
Beispielsweise brachen die Münchner auch unter dem 49-Jährigen nach einer Ein-Tore-Führung in Mainz komplett ein und verloren mit 1:3. Ähnlich kam auch die am gestrigen Abend bittere Heimniederlage gegen RB Leipzig zustande. So zeigten die Bayern zunächst gute 30 Minuten, bevor man im zweiten Durchgang das eigene Spiel erneut komplett einstellte und Leipzig so zurück in die Partie holte. Auf dem Platz äußerte sich das wie folgt: Viel zu viele Ballverluste, unsauberes Passspiel und schlechte Positionierung im eigenen Spiel.
Des Weiteren sind dem FC Bayern auch die bekannten Comeback-Qualitäten in dieser Spielzeit komplett abhanden gekommen. Vielmehr brachen die Münchner meist noch weiter auseinander. Mit diesen schwerwiegenden Problemen haderte nach dem Schlusspfiff u.a. auch Joshua Kimmich: „Wir brechen komplett weg in der zweiten Halbzeit. Es ist auch kein Zufall, wenn man sieht, dass uns das so oft passiert in dieser Saison.“
Die Niederlage gegen Leipzig hat gezeigt, dass die Münchner diese Probleme auch unter Tuchel noch nicht abgestellt bekommen. Vielmehr treten diese nach zuletzt guten Spielen gegen Hertha, Bremen und Schalke erneut im Saisonfinale auf und kosten dem FC Bayern womöglich auch die Meisterschaft.
2. Bayern muss Cancelo verpflichten
In der heißen Saisonphase muss der FC Bayern ohne den verletzten Alphonso Davies auskommen, da sich der Kanadier beim Auswärtsspiel in Mainz eine Muskelbündelverletzung zugezogen hat. Für den 22-Jährigen rückte Leihspieler Joao Cancelo auf die Position des Linksverteidigers und wusste in den vergangenen Wochen mit guten Leistungen zu überzeugen. Und auch gegen RB Leipzig machte die Leihgabe von Manchester City insbesondere im ersten Durchgang ein sehr gutes Spiel und war wieder mal an vielen Offensivaktionen beteiligt.
Auch wenn sich Cancelo unter Bayern-Coach Thomas Tuchel festgespielt hat, steht hinter der sportlichen Zukunft des Portugiesen weiterhin ein großes Fragezeichen. So wollen die Bayern-Bosse den 28-Jährigen zwar über den Sommer hinaus gerne halten, allerdings wird man die Kaufoption in Höhe von 70 Millionen wohl nicht ziehen wollen und können. Grund hierfür sei wohl der große Handlungsbedarf auf der Stürmer- und der Sechser-Position. Dementsprechend erscheint ein Verbleib von Cancelo an der Isar derzeit unwahrscheinlich.
Dennoch hat die Partie gegen Leipzig nochmals gezeigt, wie wertvoll Cancelo mit seiner kreativen Spielweise für das Münchner Spiel sein kann. Somit sollten die Bayern nichts unversucht lassen, den Portugiesen über den Sommer hinaus an den Verein zu binden.
3. Bayern hat in dieser Saison keinen Titel verdient
Dass der FC Bayern sich Jahr für Jahr sportlich die höchsten Ziele setzt, ist bekannt. So schlossen die Münchner im vergangenen Sommer vermeintlich viele personelle Kader-Baustellen, um in dieser Spielzeit wieder voll angreifen zu können. Kurz vor dem Ende dieser Saison lässt sich allerdings verstellen, dass man die Ziele wieder einmal verfehlt hat – noch mehr als im vergangenen Jahr.
Denn jetzt droht den Bayern nach der Niederlage gegen Leipzig seit 2012 mal wieder eine titellose Saison. Doch das liegt wie bereits schon erwähnt, nicht unbedingt an der starken Konkurrenz, sondern am eigenen Unvermögen. Heißt im Klartext: Der FC Bayern war in dieser Spielzeit sein mit Abstand größter Gegner und das auf sowie neben dem Platz. So kehrt neben der fehlenden spielerischen Konstanz einfach keine Ruhe an der Säbener Straße ein. Es sind in dieser Saison einfach zu viele Dinge vorgefallen, die sich schlussendlich auch sportlich negativ widerspiegeln.
Das größte Missmanagement, welches den Münchnern zum Saisonende besonders teuer zu stehen kommt, ist der fragwürdige Trainerwechsel kurz vor der heißen Saisonphase. Auch aufgrund der spielerischen Inkonstanz sah sich die Münchner Führungsetage gezwungen, Julian Nagelsmann überraschend freizustellen – obwohl die Bayern zu diesem Zeitpunkt noch in allen drei Wettbewerben vertreten waren. So ist die Vision, mit Thomas Tuchel die Saison erfolgreich zu Ende zu spielen, krachend gescheitert, da man einerseits nach dem Pokal- und CL-Aus auch in der Meisterschaft kaum noch Titelchancen hat. Andererseits bleibt auch eine spielerische Weiterentwicklung unter dem 49-Jährigen noch aus.
Aufgrund dieser vielen Baustellen auf und abseits des Platzes hat der FC Bayern in dieser Saison einfach keinen Titel verdient. Die Schuld trägt in dem Fall aber nicht Tuchel, der in einer schwierigen Phase die Mannschaft übernahm, sondern viel mehr ist dieses Unvermögen auf die derzeitige Führungsetage und auf die aktuelle Moral der Mannschaft zurückzuführen. So wird man sich im Sommer zusammensetzen müssen, um die richtigen Schlüsse aus dieser Saison zu ziehen.