Der FC Bayern hat eine turbulente Saison hinter sich. In der Bundesliga konnte man sich am Ende doch noch überraschend zum Meister krönen. Im DFB-Pokal und in der Champions League schied man hingegen vergleichweise früh aus. Wir haben nun die Leistungen der Bayern-Profis im Hinblick auf die gesamte Saison 2022/23 bewertet und Abschlusszeugnis erstellt.
Das Herzschlagfinale am letzten Bundesliga-Spieltag stand sinnbidlich für die gesamte Bayern-Saison. Es war eine chaotische Spielzeit voller Höhen und Tiefen für den deutschen Rekordmeister, darüber täuscht auch die elfte Meisterschaft in Folge nicht hinweg. Während man in der Hinrunde einen guten Start hinlegte und die Champions-League-Gruppenphase ohne einen einzigen Punktverlust meisterte, wirkte die Mannschaft besonders nach der Winterpause oftmals sehr verunsichert und gab einige sichergeglaubte Siege aus der Hand.
Wir haben uns nun die einzelnen Spieler des deutschen Rekordmeisters angeschaut und ihre Saisonleistung nach Schulnoten bewertet. In diesem ersten Teil beginnen wir dabei mit den Torhütern und den Abwehrspielern des FC Bayern.
Die Torhüter im Notencheck
Manuel Neuer (16 Einsätze/ 0 Tore): Die Saison des Bayern-Kapitäns wurde durch seinen Schien- und Wadenbeinbruch überschattet, den er sich bei einem Ski-Unfall im Dezember zuzog. Seine Verletzung leitete auch ein Stück weit die Talfahrt des Rekordmeisters in der zweiten Saisonhälfte ein. In der Hinrunde war der Nationalkeeper unverzichtbar, mit ihm verloren die Bayern schließlich nur ein einziges Ligaspiel. Die gewisse Sicherheit und Ruhe, die Neuer ausstrahlt, wurde schnell vermisst. Sein brisantes Interview nach dem Tapalovic-Aus sorgte jedoch für sehr viel Unruhe im Verein. Note: 3-
Yann Sommer (25 Einsätze/ 0 Tore): Der Schweizer wurde im Winter als Reaktion auf die Neuer-Verletzung verpflichtet. In den meisten Partien für den FCB hielt Sommer recht solide, einen richtig großen Bock leistete sich der 34-Jährige nicht. Im Großen und Ganzen war der Keeper aber auch nie ein wirklicher Stabilitätsfaktor. Immer wieder kam es zu Ungenauigkeiten mit seinen Kollegen, unter Druck passierten ihm so auch einige haarsträubende Fehlpässe. So überwiegt letztendlich ein eher negativer Eindruck, auch wenn Sommer zum Ende der Saison noch seinen ersten Titel in Deutschland feiern durfte. Note: 4
Sven Ulreich (8 Einsätze/ 0 Tore): „Ulle“ hat sich auch in dieser Saison wieder als verlässlicher Back-Up erwiesen. Als Neuer zum Ende der Hinrunde wegen einer Schultverletzung ausfiel, vertrat er den Nationalkeeper für kurze Zeit ohne große Probleme. Die dauerhafte Rolle als Stammkeeper traute man dem 34-Jährigen nach dem festehenden Saison-Aus für Neuer allerdings nicht zu. Für die ganz großen Spiele mangelt es ihm dann doch ein Stück weit an Qualität. Dafür ist es sehr vorbidlich, wie proffensionell und ruhig der Torwart seine Rolle als Ersatzmann ausfüllt. Note: 3
Johannes Schenk (0 Einsätze/ 0 Tore): Keine Bewertung, da er kein einziges Spiel bestritt. Note: –
Die Abwehr im Notencheck
Dayot Upamecano (43 Einsätze/ 1 Tor): Der Franzose erlebte eine Saison, die einer Achterbahnfahrt gleicht. In der ersten Saisonhälfte zeigte die Formkurve von Upamecano nach oben. Nachdem der Innenverteidiger lange als Unsicherheitsfaktor galt, überzeugte der 24-Jährige nun mit konstant guten Leistungen. Doch ausgerechnet im Königsklassen-Duell mit Manchester City fiel Upamecano mit schweren Patzern auf und steht so letztendlich sinnbidlich für die durwachsene Bayern-Saison. Note: 3-
Matthijs de Ligt (43 Einsätze/ 3 Tore): Nach seinem Wechsel von Juve zu Bayern hatte der Niederländer zunächst körperlichen Nachholbedarf. Innerhalb kürzester Zeit avancierte der 23-Jährige dann jedoch zum absoluten Abwehrchef und Schlüsselspieler. Seine heldenhafte Rettungstat gegen PSG bleibt unvergessen. Ebenso seine beiden wichtigen Treffer gegen Stuttgart und Freiburg. Er war der beste Bayern-Profi in dieser Saison. Note: 1-
Benjamin Pavard (43 Einsätze/ 7 Tore): Der 27-Jährige war ebenfalls einer der wenigen Lichtblicke in dieser Spielzeit. In den vergangenen Wochen und Monaten bestach der Franzose vor allem durch seine Vielseitigkeit. Sowohl als rechter Außenverteidiger, als Halbverteidiger in einer Dreierkette und auch als rechter Innenverteidiger in einer Viererkette erledigte Pavard seinen Job meist recht zuverlässig. Note: 2-
Alphonso Davies (38 Einsätze/ 3 Tore): Es war die wahrscheinlich schwächste Saison des Linksverteidigers seit seiner Ankunft in München. Der Kanadier zeigte sehr wechselhafte Leistungen und wurde zudem durch mehrere Verletzungen ausgebremst. Seine schwungvollen Offensivläufe, die Davies in der Vergangenheit so stark machten, sah man in dieser Spielzeit kaum. Note: 4-
Bouna Sarr (1 Einsatz/ 0 Tore): Keine Bewertung, da er lange mit einer Knieproblemen ausfiel und in dieser Saison nur ingesamt zwei Minuten auf dem Feld stand. Note: –
Lucas Hernandez (11 Einsätze/ 1 Tor): Zu Beginn der Saison stand der Linksfuß in nahezu jedem Spiel in der Startelf. Mitte September im Spiel gegen den FC Barcelona, wo er auch sein einziges Saisontor erzielte, zog sich der Franzose dann einen Muskelbündelriss zu und fiel für mehrere Wochen aus. Nach einem kurzen Comeback riss sich Hernandez bei der WM in Katar das Kreuzbandriss, was sein frühzeitiges Saison-Aus bedeutete. Vor allem die Aggressivität und Zweikampfstärke des von PSG umworbenen Verteidigers wurde schmerzlich vermisst. Note: 3
Joao Cancelo (21 Einsätze/ 1 Tor): Der Portugiese legte nach seiner Leih-Verpflichtung im Winter direkt einen Einstand nach Maß hin. In seinen ersten beiden Spielen gegen Mainz und Wolfsburg erzielte der offensivstarke Außenverteidiger jeweils eine Vorlage und ergänzte das Spiel der Münchner sichtlich durch seine Kreativität und die Qualität seiner Flanken. Zwischenzeitlich fiel Cancelo jedoch in ein kleines Loch und musste häufiger auf der Bank Platz nehmen. Dass der 29-Jährige ein feiner Fußballer ist, stellte er aber auch im Saison-Endspurt noch häufig genug unter Beweis. Note: 2-
Daley Blind (5 Einsätze/ 0 Tore): Der Winter-Neuzugang sollte den verletzungsbedingten Ausfall von Hernandez auffangen. Letztendlich war Blind aber nicht mehr als ein Kaderfüller. In seinen fünf Einsätzen konnte der Niederländer auch nicht wirklich auf sich aufmerksam machen. Note: 4
Noussair Mazraoui (26 Einsätze/ 1 Tor): Nach anfänglichen Problem mauserte sich der Rechtsverteidiger im Laufe der Saison zur Stammkraft. Nach einer starken WM mit Marokko musste Mazraoui jedoch lange aufgrund einer Herzbeutelentzündung pausieren. Unter Tuchel war der 25-Jährige dann erstmal nur zweite Wahl und beklagte in einem Interview, dass er mit seinen Einsatzzeiten beim FC Bayern nicht zufrieden ist. In den letzten Spielen war der ehemalige Ajax-Profi dann wieder gesetzt. Insgesamt erwies sich Mazraoui in seiner ersten FCB-Saison als druckvoller und dribbelstarker Außenverteidiger, der aber auch immer wieder im Zentrum oder Halbraum auftaucht. Note: 3
Josip Stanisic (23 Einsätze/ 0 Tore): Ähnlich wie Ulreich war Stanisic immer da, wenn er gebraucht wurde. Der kroatische Nationalspieler agiert meist sehr sachlich und konzentriert. Im CL-Rückspiel gegen PSG hat das Eigengewächs der Bayern im Duell gegen Lionel Messi & Co. zudem bewiesen, dass er durchaus in der Lage ist auf absoluten Top-Niveau mitzumischen. Bei seinen Einsätzen gegen Dortmund und Mainz war er jedoch etwas wackelig. Note: 3
Hinweis: Dies war der erste Teil der Serie “Das Abschlusszeugnis der Bayern-Stars”. In den kommenden Tagen folgt der zweite, indem die Mittelfeldspieler und Stürmer des Rekordmeisters für ihre Leistungen in dieser Saison bewertet werden.