Der FC Bayern scheidet überraschend, aber verdient im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Villarreal aus. Die Verantwortlichen in München sind enttäuscht, zeigen sich bei der (Erst)Analyse jedoch überraschend selbstzufrieden. Wir liefern euch drei Erkenntnisse zum CL-Desaster der Bayern.
„Das war eines unserer besten Spiele der letzten Monate“, mit dieser Aussage war nach dem gestrigen 1:1-Unentschieden gegen Villarreal und dem damit verbundenen CL-Aus gegen den spanischen Provinzklub wahrlich nicht zu rechnen. Umso kurioser ist es, dass ausgerechnet Julian Nagelsmann nach dem Spiel zu dieser Erkenntnis kam.
1. Nagelsmann findet keine Lösungen
Vor dem CL-Viertelfinale haben die Bayern im Schnitt mehr als drei Tore pro Partie in der Königsklasse erzielt. In den beiden Spielen gegen Villarreal erzielte man lediglich einen Treffer und kam auf gerade einmal acht Schüsse auf das Tor der Spanier.
War der Gegner zu stark oder die Bayern zu schwach? Vermutlich beides. Klar ist aber: Julian Nagelsmann hat es nicht geschafft in 180 Minuten passende Lösungen für einen Gegner zu finden, der zwar keinen revolutionären Spielplan hatte, diesen aber nahezu perfekt umgesetzt hat.
Die Offensive der Bayern wirkte wie ein zahnloser Tiger. Während Villarreal das Zentrum teilweise mit 6-7 Mann dichthielt, drängte man den FCB immer wieder auf die Außenpositionen. Dort doppelte man die Münchner Flügelstürmer konsequent mit zwei Verteidigern und hatte gegen die wahllosen und unpräzisen Hereingaben keine wirklichen Probleme.
Nagelsmann klagte nach dem Spiel, dass Villarreal weder überraschend noch überragend gespielt hat, umso erstaunlicher ist es, dass der 34-Jährige und sein Trainerteam in beiden Spielen nicht in der Lage waren diese „einfache Spielweise“ zu entschlüsseln.
2. (Kollektives) Individuelles Versagen
Nagelsmann hatte bereits vor dem Spiel betont, dass einige Spieler „nicht auf ihrem Peak“ sind. Die konkreten Gründe dafür kennt der Bayern-Coach jedoch nicht, was schon besorgniserregend genug ist. In Summe befinden sich derzeit aber schlichtweg zu viele Spieler in einem Formtief, um dies auf CL-Niveau zu kompensieren. Egal ob Leroy Sane, Serge Gnabry, Thomas Müller, Robert Lewandowski oder Joshua Kimmich. Keiner dieser Spieler und vermeintlichen Leistungsträger hat in den beiden Duellen gegen Villarreal einen guten Eindruck hinterlassen. Hinzu kommen Alphonso Davies und Leon Goretzka, die nach monatelanger Verletzungspause nicht auf Knopfdruck wieder funktionieren können und müssen.
Bis auf wenige Ausnahmen (Manuel Neuer, Lucas Hernandez, Kingsley Coman), haben zahlreiche Spieler nicht mal ansatzweise ihr normales Niveau abrufen können. Die Tatsache, dass Nagelsmann wenig bis keine qualitativen Alternativen im Kader zur Verfügung stehen, hat die Aufgabe sicherlich nicht einfacher gemacht.
3. Selbstreflexion sieht anders aus
Während Nagelsmann seiner Mannschaft „eines der besten Spiele der letzten Monate“ bescheinigte, wollte auch Oliver Kahn dem Team „keinen Vorwurf machen“ und betonte, man „hätte alles reingeworfen“. Der 52-Jährige verwies umgehend auf die Bundesliga und die „großartige Chance“ nun die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen.
Natürlich brauchen die Verantwortlichen in München sicherlich selbst noch den einen oder anderen Tag, um das Ausscheiden zu verdauen. Dennoch: Die Selbstzufriedenheit, vor allem von Cheftrainer Nagelsmann, nach den beiden sehr durchwachsenen Auftritten gegen Villarreal und dem zweiten Viertelfinal-Aus in Folge in der Champions League ist überraschend.
Es bleibt nur zu hoffen, dass Spieler, Trainer und die Führungsriege an der Säbener Straße die richtigen Schlüsse aus dem CL-Desaster ziehen.