Ergebniskrise 2.0 – 3 Erkenntnisse zum Unentschieden gegen Frankfurt

Jonas Gerhartz
Jonas Gerhartz - Redakteur
Foto: Getty Images

Drittes Pflichtspiel im neuen Kalenderjahr 2023 und der deutsche Rekordmeister bleibt weiterhin sieglos! Im Bundesliga-Topspiel am Samstagabend gegen Eintracht Frankfurt kam der FC Bayern wieder mal nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Für die Münchner war es bereits das dritte Remis in Folge – Ergebnisse, die stark an die Formkrise des deutschen Rekordmeisters im vergangenen September erinnern. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zum Remis gegen die Eintracht.



Krisenstimmung in München! Mit dem erneuten 1:1-Unentschieden nimmt der Druck auf die Mannschaft von Julian Nagelsmann weiter zu. Nicht nur, weil die Münchner ihre letzten beiden Spiele ebenfalls nicht gewinnen konnten, sondern auch, weil der Punktevorsprung auf die Konkurrenz aus Leipzig, Freiburg & Co. weiter geschmolzen ist.

1. Bayern fehlt es an Kreativität

In den ersten Spielen nach der Winterpause fehlte es den Bayern insbesondere an spielerischer Konstanz über die vollen 90 Minuten. So zeigten die Münchner in Leipzig eine spielerisch dünne zweite Halbzeit und gegen Köln verschlief man die Anfangsphase. In beiden Schwächephasen kassierte der FCB auch jeweils die entscheidenden Gegentreffer.

Im Vorfeld der Partie gegen Frankfurt sprach Bayern-Coach Julian Nagelsmann von fehlender Einstellung und Haltung in den ersten zwei Partien. Diese Faktoren stimmten zwar gegen Frankfurt in der ersten Halbzeit, allerdings wieder nicht im zweiten Durchgang, was zum erneuten Spielbruch führte. Neben dieser fehlenden Konstanz lassen die Münchner aber auch ihre gewohnte spielerische Kreativität vermissen. So dominierte man zwar das Spielgeschehen, allerdings fehlte es erneut an klaren Torchancen. Nach der Partie teilte auch Thomas Müller diese Meinung und sprach bemängelt die fehlenden „kreativen Ideen nach vorne“, was das eigene Offensivspiel offensichtlich beeinträchtigte.

Das Bundesliga-Topspiel hat gezeigt, dass dem deutschen Rekordmeister nicht nur an spielerischer Konstanz, sondern auch an der nötigen Kreativität fehlt. Sinnbildlich dafür steht derzeit auch Jamal Musiala, der in der Hinrunde mit seiner spielerischen Leichtigkeit das bayrische Angriffsspiel beflügelte. Diese Leichtigkeit und das benötigte Selbstvertrauen fehlt auch dem 19-Jährigen derzeit noch, um dem Spiel wieder seinen Stempel aufzudrücken.

2. Bayern ist keine „Heimmacht“ mehr

Bisher musste sich der FC Bayern in der laufenden Saison nur einmal geschlagen geben. Es war die 0:1-Auswärtsniederlage beim FC Augsburg, die den Tiefpunkt der ersten Formkrise in dieser Spielzeit markierte. Somit hat der deutsche Rekordmeister bisher noch kein Pflichtspiel in der Allianz Arena verloren und dennoch ist man nicht mehr die bekannte „Heimmacht“ aus den vergangenen Jahren.

Mit dem erneuten 1:1-Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt konnte der FC Bayern sein zweites Heimspiel in Folge nicht gewinnen. Diese aktuellen Ergebnisse der ersten Pflichtspiele im neuen Kalenderjahr spiegeln sich auch in der gesamten Heimbilanz in dieser Saison wider. So konnten die Bayern die Mehrzahl ihrer Bundesliga-Heimspiele nicht gewinnen (fünf Unentschieden und vier Siege) und belegen derzeit nur den vierten Platz in der Heimtabelle hinter RB Leipzig, Union Berlin und dem SC Freiburg.

Diese ungewöhnliche Heimschwäche ist derzeit u.a. auch ein Grund für die ausbleibenden Ergebnisse an der Isar. Der FC Bayern hat in dieser Saison seinen „Heimmacht-Status“ verloren, welcher in den vergangenen Jahren auch ein wichtiger Erfolgsfaktor im Rennen um die deutsche Meisterschaft darstellte.

3. Coman, Müller und Stanisic überzeugen

Mit seiner gewählten Aufstellung gegen die Eintracht sorgte Nagelsmann bereits vor dem Anpfiff für viel Aufsehen. Denn im Vorfeld lobte der Bayern-Coach Ryan Gravenberchs jüngste Leistungen, sodass man den Niederländer in der Startelf erwarten konnte. Stattdessen starteten Müller auf der Zehner- sowie Musiala auf der Achter-Position. Neben dieser personellen „Überraschung“ erhielt auch Josip Stanisic den Vorzug vor Benjamin Pavard. Zudem begann auch Coman für Gnabry. Und alle drei Spieler zahlten das geschenkte Vertrauen von Nagelsmann mit einer ordentlichen Leistung zurück.

Nachdem Serge Gnabry mit seinem „Paris-Trip“ und seiner darauf durchwachsenden Leistung gegen Köln für Unruhe beim deutschen Rekordmeister gesorgt hatte, erhielt Coman den Vorzug und belebte das Münchner Offensivspiel mit seinem Tempo-Dribblings und war maßgeblich mit am Führungstreffer beteiligt. Mit dieser steigenden Formkurve des Franzosen und dem Leistungstief von Gnabry dürfte Coman in den nächsten Partien wieder regelmäßig in der Startelf stehen.

Einen ähnlich großen Anteil am Führungstreffer hatte auch Müller, der den entscheidenden Pass auf Sané spielte. Zudem fungierte der Ur-Bayer, wie gewohnt, als Sprachrohr auf dem Platz und gab mit seinen Kommandos dem Pressingverhalten im Münchner Spiel wieder mehr Struktur. Allerdings konnte auch der 33-Jährige seine Mannschaft nach dem Ausgleichstreffer nicht wieder auffangen. Dennoch kann Müller mit seiner großen Erfahrung in dieser sportlich angespannten Situation der Mannschaft weiterhelfen.

Mit der Verpflichtung von Daley Blind tauchte ein großes Fragezeichen über der zukünftigen Rolle von Josip Stanisic beim Rekordmeister auf. Auch wenn der Kroate mit Blind einen weiteren Konkurrenten als Rotationsspieler erhielt, stand ein vorzeitiger Abschied von der Isar nicht zur Debatte. Am gestrigen Abend rutsche der 22-Jährige dann überraschenderweise für Pavard in die Anfangsformation, feierte sein Startelf-Debüt in dieser Bundesliga-Saison und überzeugte. Stanisic zeigte eine engagierte Leistung und schaltete sich im Vergleich zu Pavard auch mit ins Offensivspiel ein. So war der Kroate ebenfalls entscheidend an der Entstehung des Münchner Führungstreffer beteiligt. Zudem zeigte sich Stanisic auch im Defensivverhalten über weite Strecken stabil. Insbesondere nach dem Ausfall von Noussair Mazraoui und den schwachen Leistungen von Pavard darf Stanisic zukünftig wieder auf mehr Spielzeit unter Nagelsmann hoffen.

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