RB Leipzig bleibt ein Angstgegner vom FC Bayern! Am Samstagabend trennten sich die Münchner und Leipzig 2:2-Unentschieden. Nachdem der deutsche Rekordmeister bereits nach einer halben Stunde einen 0:2-Rückstand hinterherlaufen musste, bewiesen die Münchner Moral und belohnten ihre Aufholjagd schlussendlich noch mit einem Punkt. Wir liefern Euch drei Erkenntnisse zum Unentschieden gegen die Sachsen.
RB Leipzig hatte sich in den vergangenen Begegnungen zu einem echten Angstgegner der Münchner entwickelt. Denn die Bayern konnten nicht nur in der abgelaufenen Saison keinen Sieg gegen die Sachsen feiern, sondern kassierten zuletzt auch eine deutliche 0:3-Pleite im Supercup. Dementsprechend war die bayrische Ehre ein wenig angeschlagen, sodass Leon Goretzka nach dem Pokalspiel bei Preußen Münster eine Wiedergutmachung einforderte. Dies unterstrich auch Bayern-Coach Thomas Tuchel nochmal im Vorfeld der Partie: „Die Zeit ist gekommen, den Spieß umzudrehen.“
Allerdings schaffte es der FC Bayern nicht, sich nach einer starken Anfangsphase zu belohnen zu sein und geriet im Topspiel nach knappen 30 Minuten bereits schon in einen Zwei-Tore-Rückstand. Doch die Münchner zeigten im zweiten Durchgang Moral und erarbeiteten sich durch die Treffer von Harry Kane (57.) und Leroy Sané (70.) noch einen Punkt.
1. Guerreiro nutzt seine Chance
Auch wenn die Verpflichtung einer „Holding Six“ weiterhin ein Dauerthema an der Säbener Straße bleibt, konnten Leon Goretzka und Joshua Kimmich zuletzt im Mittelfeld überzeugen. So präsentierten sich beide Nationalspieler in guter Form und waren unter Bayern-Coach Thomas Tuchel auch aufgrund mangelnder Alternativen im Mittelfeld gesetzt. Allerdings ließ sich zuletzt gegen gleich starke Gegner erkennen, dass diese Mittelfeld-Achse weiterhin defensive Schwächen aufweist. So auch im gestrigen Topspiel gegen RB Leipzig.
Gegen die Sachsen hatten die Münchner insbesondere im ersten Durchgang keinen Zugriff im Mittelfeld, da RB das Zentrum kompakt zustellte und sich mit schnellen Vertikalpässen in die Offensive vermehrt aussichtsreiche Torchancen erspielen konnte. Chancen, die Leipzig zu nutzen wusste und nach einem Steilpass von Schlager auf Openda das zwischenzeitliche 0:1 erzielte.
Nach einer Halbzeit zum Vergessen reagierte Tuchel bereits zweimal und baute u.a. sein Mittelfeld um. So verließ der spielerisch blasse Leon Goretzka den Platz und Neuzugang Raphael Guerreiro feierte nach langer Verletzungspause sein Bundesliga-Debüt für die Bayern. Dieser Wechsel sollte sich auszahlen, da der Portugiese mit seiner Spielintelligenz dem Münchner Spiel mehr Struktur gab. Struktur, die im ersten Durchgang noch gefehlt hatte. Ab diesem Zeitpunkt konnte der Rekordmeister sein gewohntes Spiel aufziehen und egalisierte den zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Rückstand.
Das Topspiel gegen RB Leipzig hat gezeigt, dass Raphael Guerreiro nach seiner Verletzungspause zukünftig den Konkurrenzkampf im Mittelfeld aufmischen wird. Denn nicht nur mit der engagierten Leistung konnte der Portugiese Pluspunkte sammeln, sondern mit Bayern-Coach Tuchel hat der 29-Jährige auch einen großen Fan und Förderer an seiner Seite.
2. Spitzenteams zeigen Bayern die Grenzen auf
In den vergangenen Jahren war der FC Bayern immer in der Lage, in Topspielen zu glänzen. Eine Eigenschaft, die dem deutschen Rekordmeister auch zu elf Meistertiteln in Serie geführt hat. So waren die Münchner leistungstechnisch gegen gleich starke Kontrahenten meistens auf den Punkt da und setzten in der Bundesliga sportliche Ausrufezeichen. Allerdings hat sich das insbesondere seit der Amtsübernahme von Thomas Tuchel geändert. Denn gegen spielstarke Gegner tun sich die Münchner mittlerweile sehr schwer und wirkten zuletzt gegen u.a. Leverkusen über einzelne Strecken auch spielerisch unterlegen.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Topspiel-Bilanz des 50-Jährigen wider. So konnten die Münchner von zuletzt sieben Topspielen gegen Manchester City, RB Leipzig & Co. nur zwei gewinnen (4:2 gegen Dortmund und 4:3 gegen Manchester United). Und auch am gestrigen Abend gegen die Sachsen schaffte es die Tuchel-Elf nicht, ein Topspiel für sich zu entscheiden. Vielmehr zeigten die Leipziger dem FC Bayern im ersten Durchgang die Grenzen auf und waren die spielbestimmende Mannschaft. Dass die Münchner derzeit große Probleme gegen starke Gegner haben, unterstrich auch Joshua Kimmich nach dem Schlusspfiff: „Wir haben derzeit Probleme gegen die Topteams. Wir konnten Leverkusen nicht schlagen, jetzt konnten wir Leipzig nicht schlagen und auch gegen Manchester United hatten wir Probleme. Wir haben einfach Probleme, über 90 Minuten gegen Spitzenteams eine gute und konstante Leistung aufrechtzuerhalten.“
Wie Joshua Kimmich zurecht anmerkte, bleibt die Topspiel-Bilanz unter Bayern-Coach Thomas Tuchel ausbaufähig. Wenn die Münchner es in Zukunft weiterhin nicht schaffen, gegen starke Gegner wie Leipzig und Leverkusen zu bestehen, werden die Bayern ihre Saisonziele voraussichtlich nicht erreichen können.
3. Bayern zeigt Moral
Der FC Bayern hatte in der abgelaufenen Rückrunde immer wieder Rückschläge innerhalb einer Partie zu verkraften. So waren die Münchner beispielsweise nach Gegentoren nicht mehr dazu in der Lage zu reagieren, umso die passende Reaktion zu zeigen. Vielmehr brach der deutsche Rekordmeister in solchen Situationen auseinander und verlor wichtige Punkte im Meisterschaftskampf (1:3 gegen Mainz und RB Leipzig nach 1:0-Führung).
Dieses Problem scheint Bayern-Coach Thomas Tuchel mittlerweile in den Griff bekommen zu haben, da man beispielsweise nach Gegentoren gegen Manchester United immer die richtige Antwort parat hatte und ergebnistechnisch den alten Abstand wieder herstellen konnte. Auch am gestrigen Abend bewiesen die Münchner Moral und egalisierten noch einen zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand. Dieser „Turnaround“ lässt sich auch auf Tuchels Halbzeitansprache zurückführen, die emotionaler ausfiel als sonst: „Heute war es etwas emotionaler. Normalerweise nicht. Aber heute ging es auch um Stolz, Reaktion und Charakter. Wir hatten schon zweimal in Folge gegen Leipzig verloren und brauchten eine Reaktion.“
Das Spiel gegen Leipzig hat auch gezeigt, dass die aktuelle Mannschaft über einen guten Teamgeist verfügt. So ist die Tuchel-Elf in der Lage, wieder eine Reaktion auf Rückschläge zu zeigen. Eine Eigenschaft, die im weiteren Saisonverlauf noch wichtig sein wird.