Der FC Bayern blamiert sich bei der Heimpleite gegen Werder Bremen. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.
Die Bayern verlieren zuhause mit 0:1 gegen Werder Bremen und Bayer Leverkusen zieht an der Tabellenspitze davon. Die bittere Pleite in der heimischen Allianz Arena lieferte folgende Erkenntnisse.
1. Zentrale ist immer noch eine Baustelle
In der Vorbereitung auf seine erste komplette Saison als Bayern-Trainer hatte Thomas Tuchel klar benannt, was er als größte Baustelle im Bayern-Kader sieht: Es fehlt eine defensiv ausgerichtete Holding Six im zentralen Mittelfeld.
Daraufhin wurde viel geredet, dann vergeblich versucht, Joao Palhinha zu verpflichten, dann wurde wieder viel geredet bis zur Winter-Transferperiode und dann kam man auf einmal zu dem Schluss, dass eher ein dritter bis vierter Innenverteidiger und ein zweiter Rechtsverteidiger gesucht werden. Begründung: Der junge Aleksandar Pavlovic habe es ja ganz gut gemacht.
Es hätte einem zu denken geben müssen, dass ein 19-Jähriger mit zehn Profi-Einsätzen auf einmal die Lösung für das größte Bayern-Problem sein soll. Was noch dazu kommt: Pavlovic spielt jetzt auf einmal gar nicht mehr.
Gegen Bremen brachte Tuchel wie zuvor bereits im Hoffenheim-Spiel Raphael Guerreiro neben Joshua Kimmich in der Zentrale. Mit der Holding Six Palhinha hat Guerreiro nur gemeinsam, dass er Portugiese ist.
Ansonsten wird bei Guerreiro nicht viel abgeräumt, auch sonst ist nicht so klar, was er dem Spiel der Bayern geben soll. Oft ist er offensiver ausgerichtet als Kimmich, dessen offensives Spiel ihm ja gerade vorgeworfen wurde. Gleichzeitig bringt Guerreiro aber auch das Offensiv-Spiel der Bayern nicht voran oder wirkt zumindest ordnend. Körperliche Präsenz, die Leon Goretzka noch mit auf den Platz bringt, kann auch nicht für Guerreiro sprechen.
In der Zentrale müssen die Bayern eine andere Lösung finden, sonst wird es noch gegen andere Mannschaften als den Tabellen-13. der Bundesliga brenzlig werden.

2. Beide Außenverteidiger sind ein Problem
Beim Thema Außenverteidiger hieß es zuletzt immer, man bräuchte nur einen Vertreter während der Zeit, die Noussair Mazraoui (immer noch nicht voll auskuriert) beim Afrika-Cup verbringt. So als wäre der Marokkaner ansonsten zweifellos gesetzt.
Doch nüchtern betrachtet fehlte Mazraoui dieses Saison oft verletzt, zeigte ansonsten schwankende Leistungen oder fiel durch problematische Instagram-Posts auf. Ob er so auf Jahre die Stammbesetzung für die wichtige Rechtsverteidiger-Position ist, dürfte fraglich sein.
Während Mazraouis zahlreicher Schaffenspausen musste ihn immer wieder der gelernte Mittelfeldspieler Konrad Laimer ersetzen. Der Österreicher ist meist bemüht, zeigt aber auch keine Ambitionen, sich diese Position auf Dauer zu krallen. Gegen Bremen kam wieder mal nicht viel von Laimer.
Was zuletzt oft verschwiegen wurde: Auch auf der linken Abwehrseite haben die Bayern mittlerweile ein Problem. Alphonso Davies zeigt schon die ganze Saison keine starken Leistungen. Man merkt dem Kanadier an, dass er im Kopf schon manchmal bei Real Madrid ist. Gegen Bremen erwischte er einen ganz düsteren Nachmittag, was allzu deutlich wurde, als ihn Mitchell Weiser beim Tor des Tages im Strafraum nass machte. Die Bayern müssen auf den Außenverteidiger-Positionen handeln – und zwar schnell.

3. Tuchel steht sichtlich unter Druck
Als Bayern-Trainer ist Thomas Tuchel natürlich hauptverantwortlich für das Bayern-Training und da scheint oft hervorragender Fußball gezeigt zu werden. Leider findet das Bayern-Training spätestens seit Tuchels Regentschaft zu 95 Prozent hinter dem großen grauen Vorhang an der Säbener Straße statt, sodass Fans und Journalisten selten in den Genuss kommen. Sie müssen dann Vorlieb mit Vorstellungen wie gegen Bremen nehmen.
Das Problem mit den Trainingsleistungen hat Tuchel mittlerweile erkannt. Nach der spielerisch dünnen Bremen-Pleite sagte er genervt: „Ich habe keine Lust mehr, immer zu sagen, dass wir gut trainieren. Das glaubt mir ja niemand mehr, wenn wir so spielen“.
Um dann doch wieder zu versichern, wie gut der Bayern-Fußball im Training aussieht: „Ich mache den Job lang genug, um beurteilen zu können, ob das Training auf dem Niveau war, auf dem wir es haben wollen. Seit vielen Wochen ist das wirklich der Fall.“
Nach der Pleite gegen Bremen wirkte Tuchel genervt, überfragt, verdrehte die Augen. Tuchel steht sichtlich unter Druck. Und dabei zeigt sich ein Muster: Unter Druck schiebt der Trainer die Verantwortung gerne auf seine Spieler.
Das war beim Pokal-Aus in Saarbrücken so und bei der Pleite in Frankfurt – da nahm Tuchel zumindest noch eine Teilschuld auf sich, indem er sagte, er habe die Spieler wahrscheinlich mit seinen Anweisungen kurz vor Anpfiff verwirrt. Also waren auch hier am Ende doch irgendwie die Spieler schuld.
Nach dem Bremen-Spiel sagte Tuchel auf die Frage, wie er sich den Unterschied zwischen den Leistung in Training und Spiel erkläre: „Wir müssen die Spieler fragen.“ Lösungen von der Trainerbank? Fehlanzeige.
Nach dem Aus im Pokal droht jetzt schon Ende Januar die Meisterschaft außer Reichweite zu geraten. Gerüchte um Leverkusen-Trainer Xabi Alonso gibt es eh schon. Der Druck auf Tuchel in München wird nicht geringer werden.