3 Erkenntnisse nach Augsburg: Tuchel geht hervorragend mit der Situation um

Sebastian Mittag
Foto: IMAGO

Der FC Bayern hat sich am 19. Spieltag in der Fußball Bundesliga einen wichtigen Arbeitssieg beim FC Augsburg. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.

Die Bayern gewannen mit 3:2 in Augsburg, nahmen drei wichtige Punkte mit, aber verloren mit Kingsley Coman auch einen weiteren Spieler. Das Spiel in Augsburg lieferte folgende Erkenntnisse.

1. Aus Pech wird Seuche

Es ist eigentlich schon gar nicht mehr zu glauben, mit wie vielen Verletzungen die Bayern im Moment zu kämpfen haben. Nach dem Union-Spiel am vergangenen Mittwoch waren erst die Verletzungen von Dayot Upamecano und Konrad Laimer zu beklagen. Bei Laimer war die Blessur dann sogar noch viel schlimmer, als zunächst erwartet. Mit etwas Verspätung wurde dann auch klar, dass Joshua Kimmich ebenfalls ausfallen wird.

Und jetzt noch Kingsley Coman! Der Franzose zog sich in Augsburg einen Innenbandriss zu und wird zwei bis drei Monate ausfallen. Das ist schon kein Verletzungspech mehr, das ist eine Verletzungsseuche!

Trainer Thomas Tuchel merkte danach an, dass diese Seuche mit Coman jetzt auch die Bayern-Offensive erreicht hat: „Es war bisher immer ungefähr die gleiche Position. Alle Sechser und Innenverteidiger außer Gefecht. Jetzt trifft es uns auch noch vorne. Einen Mann, der fest eingeplant ist, zu starten.“

Die Münchner sind im Moment arg gebeutelt von Ausfällen, selbst für den luxuriösesten Kader der Bundesliga sind so viele so hochkarätige Ausfälle nicht mehr zu ersetzen. Denn es fehlen ja ohnehin schon länger Minjae Kim und Noussair Mazraoui, die mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sind, sowie Serge Gnabry. Als Alternativen fallen auch Bouna Sarr, Tarek Buchmann und Daniel Peretz aus.

„Ja, das reicht“, meinte auch Tuchel nach dem Augsburg-Spiel: „Es ist gerade ein bisschen viel“.

2. Tuchel brennt

Natürlich musste Tuchel die Verletzungsseuche der Bayern thematisieren – aber was auffällt: Tuchel bleibt positiv.

Musste er sich nach der Niederlage gegen Bremen noch vorwerfen lassen, dass er ratlos wirkte und Schuld auf die Spieler schob, scheint Tuchel seine Herangehensweise überdacht zu haben. Schon nach dem Spiel gegen Union forderte Tuchel trotz der vielen Ausfälle keine Neuzugänge. Die Message: Wir schaffen das!

Jetzt könnte man einwenden: Natürlich ist es nach dem hart erkämpften Sieg in Augsburg leichter, positiv zu bleiben als nach einer Pleite gegen Bremen.

Aber Tuchel hatte schon vor dem Augsburg-Spiel gesagt: „Wir haben die Situation so angenommen und haben eine gute Aufstellung.“ Kein Hadern, kein Gemecker.

Während des Spiels zeigte Tuchel dann auch, wie sehr er für seine Bayern brennt. In der heißen Schlussphase schrie er einen nicht zu identifizierenden Spieler oder Betreuer auf der Augsburger Bank an: „Wir haben einen verletzten Spieler, setz dich auf deine Bank! Bist du behämmert oder was?! Was ist denn mit dir los?“ Gerade hatte Pavlovic sich verletzt und Tuchel eilte zur Verteidigung.

Wie auch schon gegen Union, als Leroy Sané vom Berliner-Trainer Nenad Bjelica angegangen wurde: Tuchel war sofort auf dem Weg Richtung Berliner Coaching-Zone.

Tuchel kämpft für sein Team, Tuchel kämpft mit seinem Team. Mit der schwierigen Situation geht der Trainer hervorragend um und läuft nicht davor weg.

3. Gut, dass Boey da ist

In Augsburg musste Raphael Guerreiro als Rechtsverteidiger aushelfen. Der Portugiese versuchte, das Beste daraus zu machen. Im Spielaufbau ist Guerreiro ja ohnehin sehr stark, das ging für ihn als Linksfuß auch auf der rechten Seite, doch gegen den Ball entwischten ihm hier und da schon mal die Gegenspieler.

Es ist halt einfach nicht seine Position. Bezeichnend war die Szene vor Anpfiff der zweiten Halbzeit: Die Bayern nahmen zum Anstoß wieder Aufstellung und Guerreiro stellte sich instinktiv auf den Platz als linker Verteidiger. Als er dann von seinen Mitspielern freundlich und verständnisvoll nach rechts geschickt wurde, musste Guerreiro selber lachen und lief kopfschüttelnd rüber auf die rechte Seite. Er wird froh sein, wenn er wieder links ran darf, wo er gegen Union eine fantastische Leistung zeigte.

Der große Lichtblick bei all den Verletzungssorgen ist ein Neuzugang: Sacha Boey kommt als neuer Rechtsverteidiger von Galatasaray Istanbul und wird sofort reingeworfen werden. Eingewöhnungszeit im neuen Umfeld, im neuen Team, wird man sich hier nicht leisten können. Der 23 Jahre alte Franzose muss gleich mithelfen, dafür wurde er geholt. Ein Transfer, genau zur richtigen Zeit!

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