Tuchel vergisst das „Mia san mia“ – 3 Erkenntnisse zur Bayern-Pleite in Leverkusen

Sebastian Mittag
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Der FC Bayern geht am 21. Spieltag der Bundesliga im Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen unter. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.

Die Bayern verloren deutlich mit 0:3 bei Bayer Leverkusen, haben nun fünf Punkte Rückstand auf den Tabellenführer und damit die Meisterschaft nicht mehr selbst in der Hand. Das Spiel in Leverkusen lieferte folgende Erkenntnisse.

1. Tuchel vergisst das „Mia san Mia“

Thomas Tuchel sorgte vor Anpfiff für eine große Überraschung. Der Bayern-Trainer ließ seine Mannschaft mit einer Fünferkette verteidigen. Die Leverkusener Offensive konnte das am Ende auch nicht stoppen. Und: Den Bayern fehlte durch Tuchels Schachzug faktisch ein Spieler für das Angriffsspiel, da die Schienenspieler Noussair Mazraoui und Sacha Boye in der Vorwärtsbewegung keinerlei Akzente setzen konnten. Das Ergebnis: Die Bayern erspielten sich keine einzige echte Torchance, waren komplett harmlos.

Weil Tuchel primär defensiv dachte. Und sich an die Stärken des Gegners anpassen wollte. Dabei vergaß der Trainer das Credo des FC Bayern: „Mia san mia“. Das beinhaltet: Der FC Bayern schaut nicht zu sehr auf den Gegner, sondern auf die eigenen Stärken. Der FC Bayern denkt offensiv. Und der FC Bayern kennt seine taktische Identität. Und die ist nun mal seit Louis-van-Gaal-Urzeiten das 4-2-3-1-System. Die Versuche, sich von der klassischen Viererkette in der Defensive abzuwenden, scheiterten seitdem immer. Zuletzt gab Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann solche Gedankenspiele schnell wieder auf. 

Tuchel sagte nach dem Spiel zu seiner Umstellung: „Ich übernehme die Verantwortung für die taktische Herangehensweise an das Spiel, und es versteht sich von selbst, dass ich heute die Schuld auf mich nehmen muss.“

Tuchels Veränderungen sorgten für Verunsicherung statt mehr Sicherheit. Im nächsten Topspiel braucht es eindeutig mehr „Mia san Mia“.

2. Boey links ein großer Fehler

Tuchels zweiter großer Fehler war es, Neuzugang Sacha Boey auf der linken Seite einzusetzen. Bei seinem Startelf-Debüt für die Münchner musste der 23-Jährige auswärts zu Gast bei der derzeit besten Mannschaft der für ihn neuen Bundesliga auf einer für ihn ungewohnten Position spielen.

Und Boey war ein Totalausfall. Besonders plakativ erkennbar beim Gegentor zum 0:1, bei dem er in seinem Rücken Josip Stanisic komplett frei zum Schuss kommen ließ. In Zweikämpfen agierte er teilweise wild und ging mehrmals zu leicht zu Boden.

Der Franzose fremdelte sichtbar mit seiner ungewohnten Position. Zuletzt hatte Boey im November 2020 in der Ligue 1 für Dijon auf der linken Abwehrseite gespielt. Danach wohl aus gutem Grund nicht mehr.

Boey ist hier gar kein großer Vorwurf zu machen, er wurde von seinem Trainer einfach in eine unglaublich schwierige Situation gebracht. Es ist nicht schwer vorauszusagen: So schnell wird man Sacha Boey nicht mehr als Linksverteidiger des FC Bayern sehen.

FC Bayern vs. Bayer Leverkusen
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3. Kane hängt in der Luft

Stichwort Totalausfall: Dieses Prädikat verdiente sich auch Harry Kane im Spiel in Leverkusen. Der Stürmer-Star hing in Leverkusen komplett in der Luft. Kane hatte mickrige 18 Ballaktionen – und das, obwohl er sich ständig tief ins Mittelfeld zurückfallen ließ.

Der Engländer kam ja nach Deutschland, um mit den Bayern Titel zu gewinnen. In einem Spitzenspiel beim Tabellenführer müsste dafür aber mehr kommen. Oft ging es zuletzt um all die persönlichen Rekorde, die Kane in Deutschland aufstellen kann, aber für die ersehnte Silverware wäre vor allem ein Tor oder zwei in Leverkusen wichtig gewesen.

Natürlich hatte Kane auch keine Unterstützung – alle Bayern spielten ja schlecht. Aber als Top-Transfer und Top-Verdiener wäre genau am Samstagabend der perfekte Zeitpunkt gewesen, sich mit einer besonderen Leistung von den Kollegen abzusetzen.

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