Merk widerspricht Bayern: „Wer möchte solch einen Elfer gegen sich haben?“

Andreas Kloo
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Der Ärger des FC Bayern über den nicht gegebenen Handelfmeter gegen Arsenal ist groß. Beim Rekordmeister sieht man sich klar benachteiligt. Der ehemalige Weltschiedsrichter Markus Merk beurteilt die Situation jedoch anders. Er lobt den Referee zum Teil sogar.

Es war die Aufreger-Szene der Partie schlechthin. Im Champions-League-Hinspiel beim FC Arsenal wurde dem FC Bayern in der 67. Minute nach einem offensichtlichen Handspiel von Gabriel ein Elfmeter verweigert.

Der Gunners-Abwehrspieler hatte in der kuriosen Situation – womöglich irritiert durch den Pfiff von Schiedsrichter Glenn Nyberg – den Abstoß von Torhüter David Raya mit der Hand aufgenommen. Der Referee entschied zum Entsetzen der Münchner jedoch nicht auf Handelfmeter. Es habe sich um einen „Kinderfehler“ gehandelt. Das wolle er auf diesem Niveau nicht ahnden, lautete seine Begründung.

Die Bayern tobten nach dem Spiel, Trainer Thomas Tuchel schimpfte über die „ganz neue Form der Regelauslegung“. Thomas Müller vermutet gar eine unbewusste Benachteiligung durch die UEFA: „Es ist vielleicht das, was Matthias Sammer des Öfteren erwähnt hat: Deutsche Teams und die Lobby bei Collinas Kollegen, die ist schon zu hinterfragen.“

Harry Kane
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Merk: Pfiff von Nyberg „ärgerlich“

Auch Schiedsrichter-Experten wie Thorsten Kinhöfer sprangen dem FCB zur Seite und sprachen von einem klaren Elfmeter. Kinhöfers ehemaliger Kollege Markus Merk sieht die Szene differenzierter: „Sinn und Geist des Fußballs sprechen bei Betrachtung der gesamten Situation, dem unmittelbaren Zusammenhang des Pfiffes bei der ersten Ausführung gegen eine Elfmeterentscheidung. Für alle, die von größter Fehlentscheidung oder gar von Betrug sprechen: Wer möchte in dieser Situation einen Elfmeter gegen sich haben?“, sagte der dreimalige Weltschiedsrichter auf dpa-Anfrage.

Letztlich habe Nyberg selbst die ganze Situation erst verursacht, dessen unnötiger Pfiff sei „ärgerlich“ gewesen, so Merk. Ansonsten hätte man regeltechnisch schon einen Elfmeter geben müssen, gab der langjährige Bundesliga-Referee zu: „Gerade, wenn Profis und noch auf diesem Niveau solche Fehler machen, müssen sie sanktioniert werden. Wie soll ich sonst dem Bambinikicker erklären, dass er es nicht darf, wo er gesehen hat, dass Arsenal-Star Gabriel dies auch tut?“

Lob gab es von Merk dagegen für Nybergs Entscheidung kurz vor Schluss, als Arsenals Bukayo Saka nach einem Kontakt mit Bayern-Torhüter Manuel Neuer im Strafraum fiel. Saka habe „fast mit einem Tritt den Kontakt, das Foul, den Elfmeter“ gesucht.

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