So hat man Thomas Tuchel noch nie erlebt. Der Trainer des FC Bayern wurde nach dem Königsklassen-Aus bei Real Madrid emotional. Manuel Neuers Fehler lässt ihn nach einem tieferen Sinn suchen.
Die 1:2-Niederlage bei Real Madrid und das damit verbundene Ausscheiden im Champions-League-Halbfinale hat auch Trainer Thomas Tuchel nicht kalt gelassen.
Oft hat man den Bayern-Trainer in dieser Saison eher distanziert erlebt. In Interviews nach misslungenen Spielen kritisierte er gerne auch die Mannschaft.
Aber als er nach dem Spiel bei DAZN zu Experte Michael Ballack und Moderatorin Laura Wontorra kam, zeigte er ungewohnt emotionale Züge. Die Pleite, die in ihrer Dramatik an das Finale von 1999 gegen Manchester United erinnerte, traf in hart.
You deserved a better ending Tuchel 💔 pic.twitter.com/py8Tm0Bvs4
— Bayern & Football (@MunichFanpage) May 8, 2024
Tuchel schien sogar Tränen in den Augen zu haben. „Klar, da braucht man eine Weile. Es ist eine Niederlage, wo wir alles auf dem Platz gelassen haben. Das ist auch Teil der Wahrheit. Wir hatten ein bisschen zu viele Verletzte, bisschen zu viele Auswechslungen“, sagte er zu seiner Gefühlslage.
Vor allem der Fehler von Manuel Neuer, der zum 1:1 führte, beschäftigte ihn stark: „Manu, der überragend gehalten hat, macht einen Fehler, den er in 100 Jahren nicht macht. Am Ende ist das dann noch die Kirsche auf der Torte.“
Tuchel hadert mit höheren Mächten
Auf der anschließenden Pressekonferenz wirkte Tuchel zwar etwas gefasster. Aber Neuers Patzer ließ ihm keine Ruhe: „Von 10.000 hält er den 10.000 Mal.“ Er haderte gar mit höheren Mächten: „Da denkt man ja immer, dass das für irgendeinen höheren Sinn passiert. Aber ich weiß nicht, ob sich der noch erschließt in den nächsten 50 Jahren.“
Seine Spieler taten ihm diesmal leid: „Die sind natürlich sehr enttäuscht. Wir haben alle gedacht, wir sind durch. Es war ein toller Fight. Jetzt sind natürlich alle mega enttäuscht“, berichtete er aus der Kabine.
Wütend machte ihn die Entscheidung von Schiedsrichter Szymon Marciniak, der den Bayern in der Nachspielzeit ein korrekt erzieltes Tor wegen einen vermeintlichen Abseitsstellung wegpfiff: „Das ist ein absolutes Desaster!“ „Es fühlt sich wie ein Verrat an“, sagte er beim US-Sender TNT sogar.
Enttäuschung, Trauer, Mitleid, Wut – Tuchel zeigte am Mittwochabend die komplette Gefühlspalette.