Im ersten Teil unserer Stürmer-Analyse hatten wir uns angeschaut, ob die drei heiß gehandelten Kandidaten Randal Kolo Muani, Harry Kane und Victor Osimhen überhaupt zum FC Bayern passen würden. Da alle drei Angreifer jedoch nicht gerade preiswert sind und ein Transfer dadurch auch ein hohes Risiko mit sich bringen würde, haben wir uns gemeinsam mit den Datenscouts von “CREATEFOOTBALL” auch noch nach ein paar Alternativen umgeschaut.
Es ist weiterhin unklar, wie viel Geld der FC Bayern im diesen Sommer für einen neuen Mittelstürmer in die Hand nehmen wird. Finanziell steht der Rekordmeister zurzeit gut da, Präsident Herbert Hainer hatte erst vor wenigen Wochen verkündet, dass „noch ein bisschen Geld auf dem Festgeldkonto” liegt. Mit Victor Osimhen (SSC Neapel), Harry Kane (Tottenham Hotspur) und Randal Kolo Muani (Eintracht Frankfurt) werden zurzeit auch drei Top-Kandidaten gehandelt, für die der FCB jeweils tief in die Tasche greifen müsste. Doch welche Stürmer könnten für den Rekordmeister noch in Frage kommen, wenn man das Risiko eines 100 Millionen-Transfers am Ende nicht eingehen möchte? Die Analysten von “CREATEFOOTBALL” haben im Auftrag unserer Redaktion vier Alternativen gescoutet.
Gonçalo Ramos (Benfica Lissabon)
Spätestens seit der Weltmeisterschaft in Katar im vergangenen Winter dürfte der Portugiese Gonçalo Ramos auch der breiten Masse an Fußballfans bekannt sein. Im Achtelfinale gegen die Schweiz verdrängte der Stürmer zur Überraschung vieler Beobachter nicht nur Superstar Cristiano Ronaldo auf die Bank, sondern zerlegte den Gegner mit einem Dreierpack auch noch fast im Alleingang. Der 21-Jährige stammt aus der Jugend von Benfica und traf in dieser Saison in 44 Pflichtspielen insgesamt 25-mal und bereitete elf weitere Treffer vor.
Durch seine Größe von 1,85 Meter ist Ramos ein relativ großer Mittelstürmer, der eine hohe Physis und Durchsetzungskraft mitbringt. Wie die Datenscouts von “CREATEFOOTBALL” herausgearbeitet haben, kreiert der Portugiese aber auch viele Chancen für seine Mitspieler, da er auch stark im Kombinationsspiel ist. Trotz seiner Größe bewegt sich der Angreifer viel auf dem Spielfeld, zieht Räume für seine Mitspieler auf und sucht auch immer wieder mit Tempo die Tiefe. Sein Top-Speed in der aktuellen Champions League-Saison beläuft sich auf 33,4 km/h. Aus dem aktuellen Bayern-Kader lässt sich seine Endgeschwindigkeit am ehesten mit der von Jamal Musiala vergleichen (33,3 km/h).
Bei Benfica hat der Portugiese aber auch schon gelernt gegen tiefer postierte Abwehrketten zu bestehen. Ramos ist jedoch kein klassischer Wandspieler wie beispielsweise Eric Maxim Choupo-Moting. Er kommt mehr über seine Dynamik und seine starken technischen Fähigkeiten. Einen Torriecher hat der 21-Jährige allemal, was alleine dadurch deutlich wird, dass der Stürmer sehr häufig den eigenen Abschluss sucht. Hinzu kommt, dass er extrem viele Kopfballduelle bestreitet und dabei eine starke Erfolgsquote aufweist. Gegen den Ball agiert er zudem sehr lauffreudig und pressingstark, macht auch die Meter zurück im Gegenpressing und versucht das Mittelfeld defensiv zu unterstützen. Für die Bayern wäre Ramos eine vergleichsweise günstigere Alternative zu Kolo Muani und Co. Der bekannte Transferexperte Fabrizio Romano hatte vor ein paar Monaten verkündet, dass Benfica für Ramos rund 70 Millionen Euro fordert. Allerdings sollte man auch immer noch im Hinterkopf behalten, dass dies die erste Saison ist, die Ramos auf Top-Niveau bestreitet.
Rasmus Højlund (Atalanta Bergamo)
Als zweite Alternative schlagen die Datenscouts von “CREATEFOOTBALL” den Dänen Rasmus Højlund vor. Der Nachname des 20-jährigen Stürmers klingt nicht nur so ähnlich, wie der von seinem skandinavischem Kollegen Erling Haaland, auch in seiner Spielweise ähnelt Højlund dem norwegischen Tor-Monster von Manchester City im gewissen Maße. So bringt der 1,91 Meter große Angreifer von Atalanta Bergamo ebenfalls eine starke Physis und auch ein gutes Durchsetzungsvermögen mit. Außerdem attackiert er wie Haaland gerne die Tiefe, ist sehr schnell und immer auf der Suche nach Räumen hinter der Abwehrkette. In der laufenden Serie A-Saison kommt Højlund auf sieben Treffer in 28 Spielen.
Auffällig ist, dass der Däne für einen bulligen Mittelstürmer eine relativ gute gute Technik hat und so auf engem Raum als Anspielstation mit dem Rücken zum Tor Bälle festmachen kann. Bei Bergamo beteiligt er sich so auch immer wieder am Kombinationsspiel. Hinzu kommt, dass er sehr präsent im gegnerischen Strafraum agiert und auch gerne Eins-gegen-Eins-Duelle sucht. Højlund schießt zwar nicht aus allen Lagen ab, dennoch kommen über 50 Prozent seiner Torschüsse auf das gegnerische Tor. Eine weitere Stärke von ihm ist das schnelle Umschaltverhalten nach Balleroberung, wie es Atalanta in diesem Jahr gerne praktiziert. Dazu kommt, dass er extrem viele Zweikämpfe führt (die zweit meisten aller Stürmer in den europäischen Top-Ligen).
Doch Højlund hat auch ein paar Schwachstellen. Vor allem sein Kopfballspiel ist für einen Stürmer noch recht ausbaufähig. Außerdem ist er bisher noch nicht so effizient vor dem Tor, wie es sich wohl die meisten FCB-Fans von einem Lewandowski-Ersatz wünschen würden. Der 20-Jährige steht allerdings auch gerade erst am Anfang seiner Karriere. Sein Aufstieg in den letzten beiden Jahren war sehr rasant. Nachdem er seine Heimat und den FC Kopenhagen Anfang 2022 verließ, spielte er nur eine halbe Saison in Österreich bei Sturm Graz, bevor er im August 2022 für eine Ablöse von rund 17 Millionen Euro bereits weiter zu Atalanta Bergamo transferiert wurde. Auch Erling Haaland machte damals ähnlich schnelle Sprünge über Red Bull Salzburg und Borussia Dortmund. Allerdings waren die Torquoten des Norwegers bereits damals auf einem anderen Niveau als die aktuellen von Højlund. Für den Dänen könnte jedoch sprechen, dass er zum einen noch enorm entwicklungsfähig ist und zum anderen relativ preiswert. Der Marktwert des 20-Jährigen liegt zurzeit bei 35 Millionen Euro.
Folarin Balogun (Stade Reims/FC Arsenal)
Während Rasmus Højlund in den vergangenen Tagen bereits öffentlich mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wurde, tauchte der Name Folarin Balogun bisher wohl in kaum einem FCB-Forum auf. Den Datenscouts von “CREATEFOOTBALL” ist der junge Engländer aber definitiv aufgefallen. Der 21-Jährige ist zurzeit von Arsenal an den französischen Klub Stade Reims ausgeliehen. In der Ligue 1 sorgt Balogun seitdem ordentlich für Wirbel und kämpft aktuell mit Spielern wie Kylian Mbappé, Alexandre Lacazette oder Jonathan David um die Torjägerkanone in der französischen Liga. Aktuell steht der Engländer bei 18 Ligatoren in 33 Partien.
Durch seine Körpergröße von nur 1,79 Metern und einer schmächtigen Figur ist er nicht unbedingt der Typ für Luftzweikämpfe und hat auch in der Zweikampfführung nicht die höchste Effizienz. Trotzdem ist er bei Stade Reims als einzige Spitze der Zielspieler Nummer eins, der in der Lage ist, Bälle mit dem Rücken zum Tor festzumachen. Dazu ist Balogun ein klarer Abschlussstürmer, der aus jeder Lage heraus versucht, Tore zu erzielen. Im Strafraum agiert er äußerst präsent, hat viele Ballkontakte und setzt seine Wendigkeit, Dynamik und gute Technik ein, um an den Verteidigern vorbeizugehen. Durch seine hohe Grundgeschwindigkeit kann er zudem immer wieder in die Tiefe gehen, was ihn zu einem ständigen Unruheherd für die gegnerische Abwehr macht.
Falls es Balogun zum FC Bayern verschlägt, müsste der Engländer jedoch noch an seinem Passspiel arbeiten. Außerdem kreiert er nur gelegentlich Chancen für seine Mitspieler und konzentriert sich hauptsächlich auf sein eigenes Abschlussverhalten. Doch obwohl er auch im Kopfballspiel Schwächen hat, wäre der 21-Jährige als junger und entwicklungsfähiger Spieler sicherlich eine Verstärkung für die Bayern. Balogun hat in dieser Saison schließlich bereits bewiesen, dass er treffsicher ist, auch wenn er dies eigentlich erst noch über mehrere Saisons hinweg unter Beweis stellen muss. Der Vorteil dieses Transfers ist aber, dass er wirtschaftlich unproblematisch ist. Arsenal würde Balogun nach dem Ende seiner Leihe nämlich durchaus verkaufen, da man mit Gabriel Jesus und Eddie Nketiah bereits zwei gute Stürmer in seinen Reihen hat. In diversen Medienberichten wurde zuletzt spekuliert, dass das Preisschild der „Gunners“ für Balogun bei rund 30 Millionen Pfund (rund 34 Millionen Euro) liegen soll.
Dusan Vlahovic (Juventus Turin)
Kandidat Nummer vier ist der Serbe Dusan Vlahovic von Juventus Turin. Der 23-Jährige gilt bereits seit längerer Zeit als zukünftiger Weltklasse-Stürmer. Vor seinem Wechsel nach Turin mischte er die Serie A beim AC Florenz auf und wurde schnell zu einem der torgefährlichsten Spieler der Liga. Im Januar 2022 entschied sich Vlahovic dann für einen Wechsel zu Juventus. Der italienische Rekordmeister überwies mehr als 70 Millionen Euro an den Konkurrenten. Doch bei Juventus steht der serbische Nationalspieler seitdem immer wieder in der Kritik, weil er bislang noch nicht die Tormaschine darstellt, die sich die italienischen Fans von ihm erhofft hatten. Zuletzt blieb Vlahovic beispielsweise neun Spiele in Folge torlos und hat immer wieder mit kleineren Blessuren zu kämpfen. Insgesamt kommt er in der laufenden Saison aktuell auf 13 Treffer in 38 Spielen.
Dabei hat der 23-Jährige durchaus die Anlagen dafür, um ein potenzieller Top-Stürmer zu werden. Der Serbe ist körperlich robust und ein insgesamt sehr wuchtiger Mittelstürmer, der für seine 1,90 Meter zudem über einen explosiven Antritt und eine hohe Geschwindigkeit verfügt. Vlahovic agiert häufig als moderner Wandspieler, kann dabei die Bälle gut festmachen und den Ball klatschen lassen, um dann sofort die Tiefe zu attackieren. Spielmacherqualitäten hat er eher weniger, der Juve-Spieler ist eher ein Abschlussstürmer, auch wenn er oftmals noch zu verschwenderisch mit seinen Chancen umgeht. In der Box hat Vlahovic aber fast immer eine hohe Präsenz und ein gutes Positionsspiel.
Da Juventus meist recht tief steht und die Gegner nur selten presst, müsste sich Vlahovic bei einem Wechsel nach München in dieser Hinsicht erst einmal umgewöhnen. Doch in Italien zeigt er auf der anderen Seite auch, dass er ein fleißiger Arbeiter gegen den Ball ist, der ein hohes Anlaufverhalten und ein starkes Gegenpressing an den Tag legen kann. Im Vergleich zu den anderen drei Kandidaten würden die Bayern mit ihm einen international schon recht erfahrenen Stürmer bekommen, auch wenn er erst 23 Jahre alt ist und sich, vor allem in seiner Abschlusseffizienz, noch weiter entwickeln muss. Die Frage ist jedoch, ob er die alte Dame verlassen möchte, zumal Juventus eine ordentliche Ablöse fordern würde, um das Geld wieder reinzuholen, dass sie vor mehr als einem Jahr noch für Vlahovic ausgegeben hatten.