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Die 4 wichtigsten Erkenntnisse aus dem Spiel gegen Tottenham

Niko Kovac und Serge Gnabry
Foto: Julian Finney/Getty Images

7:2 – was selbst im Eishockey kein alltägliches Ergebnis wäre, ist im Fußball der pure Wahnsinn. Noch dazu in der Champions League gegen den vermeintlichen großen Konkurrenten um den Gruppensieg. Doch genau das gelang gestern Abend dem FC Bayern gegen die Tottenham Hotspur. Auch wenn das Ergebnis das nahelegt, war nur fast alles sehr gut an diesem denkwürdigen Champions League Abend. Aus dem Spiel gegen Tottenham lassen sich vier zentrale Erkenntnisse ziehen.



Zwei Spiele, sechs Punkte, 10:2 Tore – der FC Bayern liegt ganz klar auf Kurs Achtelfinale und gar Gruppensieg. Das fulminante 7:2 gegen die Tottenham Hotspur lässt die Träume der Fans naturgemäß gleich wieder hoch fliegen. Doch tun die Bayern gut daran, den Kantersieg gegen die Spurs auch nüchtern zu analysieren. Vieles klappte hervorragend, doch nicht alles was glänzt ist Gold.

Erkenntnis 1: Serge Gnabry ist in der internationalen Klasse angekommen

Als Serge Gnabry vor etwas über einem Jahr zum Kader des FC Bayern stieß, herrschte eine gewisse Skepsis vor. Dass er Talent hat, hatte der dynamische Angreifer bei Werder Bremen und der TSG Hoffenheim bewiesen, aber ob er sich in der weitaus größeren Konkurrenz der Offensive des FC Bayern durchsetzen kann? Schon in seinem ersten Jahr überraschte er mit viel Spielzeit und starker Effizienz – zehn Tore und sieben Vorlagen gelangen ihm in 30 Bundesliga-Einsätzen. In der Champions League ging er hingegen leer aus, ein Tor wollte ihm vergangenes Jahr international nicht gelingen.

Gegen die Tottenham Hotspur erbrachte Gnabry nun den Beweis, dass er auch gegen international große Gegner auftrumpfen kann. Extrem schnell, dynamisch, stark im Eins gegen Eins – so präsentierte sich der 24-Jährige gegen die Spurs. Er kreierte viele Chancen selbst und zeigte sich im Abschluss eiskalt. Vier Treffer standen nach 90 Minuten zu Buche, darunter der wichtige Doppelschlag direkt nach der Pause (53. und 55. Minute), der die Partie schon vorentschied.

Erkenntnis 2: Das zentrale Mittelfeld ist Bayerns neue Stärke

Vergangenes Jahr hakte es mitunter in der Schaltzentrale des Spiels beim FC Bayern, dem zentralen Mittelfeld. James konnte sich nie recht in die Vorstellungen von Trainer Niko Kovac einordnen. Thiago steckte in einer hartnäckigen Formkrise. Corentin Tolisso war schwer verletzt und verpasste weite Teile der Saison. Joshua Kimmich wurde auf der Position des rechten Verteidigers benötigt.

Durch die Verpflichtung von Benjamin Pavard kann Kimmich nun auf der Sechs eingesetzt werden und bringt in zentraler Position seine Führungsstärke, Bissigkeit im Zweikampf und Präzision im Passspiel deutlich mehr ein. Tolisso ist endlich fit und findet zu der Form zurück, die ihn zu einem Spieler gemacht hat, für den der FC Bayern über 40 Mio. Euro bezahlt hat. Philippe Coutinho passt deutlich besser in das dynamische, schnelle Bayern-Spiel als Spielmacher als es der fußballerisch hochveranlagte, aber nicht gerade sprintstarke James tat. Und Thiago kann sich deutlich besser entfalten, wenn er nicht sämtliche kreativen Aufgaben alleine schultern muss. Aus der Problemzone zentrales Mittelfeld ist die aktuelle Stärke des FCB geworden.

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Erkenntnis 3: Die Defensive des FC Bayern bleibt zu anfällig

Schafften es die Nordlondoner allerdings das Mittelfeld des FC Bayern schnell zu überbrücken, wurde es gerade in der ersten halben Stunde ein ums andere Mal brandgefährlich vor dem Tor von Manuel Neuer. Vor seinem Treffer in der 12. Minute scheiterte Heung-Min Son bereits einmal im Eins gegen Eins an Bayern-Keeper Neuer. Gegen Harry Kane musste David Alaba noch für den schon geschlagenen Schlussmann retten. Gegen Ndombele musste Manuel Neuer sein ganzes Können aufbieten, um in der 26. Minute den erneuten Rückstand nach Kimmichs Ausgleich zu vereiteln.

Kurz gesagt: Manuel Neuer konnte – und musste – sich mehrfach auszeichnen. Doch je besser sich ein Torhüter präsentieren kann, desto schlechter zeigt sich die Defensive vor ihm. Mit Schnittstellenpässen zwischen die Abwehrspieler war die Abwehr des FC Bayern immer wieder zu einfach zu überspielen. Gegen Gegner der international höchsten Klasse wird sich das noch mehr rächen, als gegen die Spurs.

Dazu kommt, dass das Verletzungspech der Bayern-Hintermannschaft treu zu bleiben scheint. Der gerade erst wiedergenesene David Alaba musste zur Halbzeitpause angeschlagen in der Kabine bleiben. Auch Jerome Boateng musste verletzungsbedingt durch Javi Martinez ersetzt werden. Und Lucas Hernandez trat die Reise nach London gar nicht erst mit an. Er laboriert weiterhin an einer Prellung über dem rechten Knies.

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Erkenntnis 4: Der FC Bayern braucht sich vor englischen Teams nicht zu verstecken

Die Finanzkraft der englischen Mannschaften treibt den Verantwortlichen des FC Bayern schon seit geraumer Zeit die Sorgenfalten auf die Stirn. Bestätigt sahen sie sich in der vergangenen Champions League Saison. Die Münchner schieden im Achtelfinale recht chancenlos gegen den späteren Titelträger FC Liverpool aus. Im Finale standen die Reds mit den Tottenham Hotspur einem weiteren Vertreter von der Insel gegenüber. Und Manchester City stand noch dazu im Halbfinale. Unter den letzten vier der Champions League war mit Ajax Amsterdam somit nur ein Team, das nicht in der Premier League zu Hause ist.

Auch wenn Tottenham nicht mit Liverpool und ManCity auf eine Stufe zu setzen ist, bewies der FC Bayern eindrucksvoll, dass er eine Mannschaft der englischen Top Four nicht nur schlagen, sondern auseinandernehmen kann. Das wird dem FCB noch viel Rückenwind geben, wenn in der K.O.-Runde die ganz harten Brocken warten.

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