Der FC Bayern verliert auch sein Bundesliga-Auswärtsspiel beim VfL Bochum. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.
Der FCB unterlag nach den zwei Pleiten in Leverkusen und Rom nun auch mit 2:3 beim VfL Bochum. Damit kann man die Meisterschaft eigentlich endgültig abschreiben. Das Spiel in Bochum lieferte folgende Erkenntnisse.
1. Tuchel hat die Mannschaft verloren
Früher verwies Trainer Thomas Tuchel nach Niederlagen noch auf die eigentlichen viel besseren Trainingsleistungen, die man – schwer zu erklären – irgendwie im Spiel nicht auf den Platz bringen kann. Oder den Schiedsrichter zum Beispiel.
Nach der Pleite in Bochum musste er noch kreativer werden, Murphys Law und ein xG-Wert von 3,4 wurden bemüht. Die Realität ist aber: Spätestens nach der Schlappe in Bochum ist klar, dass Tuchel die Mannschaft verloren hat.
Die Pleite in Leverkusen konnte man vielleicht noch schönreden, denn so weh es dem stolzen Rekordmeister tun muss: Das Team von Trainer Xabi Alonso ist einfach die bessere Mannschaft. Das beweist die Tabelle, das beweist das klare 3:0 im direkten Duell. Punkt. Dann Rom: Ein Champions-League-Achtelfinale auswärts bei einem taktisch gut eingestellten italienischen Team, kann man auch mal mit 0:1 verlieren. Im Rückspiel hat man noch Chancen.
Aber Bochum? Die Mannschaft wusste, um wie viel es für Tuchel geht und ließ ihn auch bei einem Team aus dem unteren Drittel der Bundesliga hängen.
Der Auftritt von Joshua Kimmich spricht hier Bände. Nach Abpfiff lieferte er sich fast ein Handgemenge mit Co-Trainer Zsolt Löw. Das zeigt: Tuchel und sein Trainerteam haben die Kontrolle verloren! Es wird auch keine Konsequenzen für Kimmich geben, Tuchel hat den Vorfall ja schon wieder kleingeredet. Wenn bei so etwas kein Stoppschild aufgestellt wird, wird es wahrscheinlich nicht der letzte disziplinarische Verstoß bleiben.
Tuchel hofft weiter, „dass wir in die Spur finden“, die Meisterschaft sei zwar unrealistisch, aber auch in der letzten Saison habe man „bis zum Schluss daran geglaubt und wir sind belohnt worden“. Tuchel ist damit endgültig beim Wunderglauben angekommen.
Die Meisterschaft kann er abschreiben mit einem Team, das nicht hinter ihm steht. Selbst wenn man gegen Lazio in der Champions League doch noch irgendwie weiterkommen sollte, wird man auch die Champions League nicht gewinnen. Wie soll man ManCity, Real oder Arsenal bezwingen? Oder auch PSG, Atletico oder Inter? Es reicht ja nicht einmal für Bochum.
Wenn Tuchel die Saison als Bayern-Trainer beenden darf, ist er nur noch Insolvenzverwalter einer Mannschaft, die so nächste Saison nicht mehr zusammenspielen wird. Spätestens dann wird es einen kompletten Umbruch geben. Sehr wahrscheinlich ohne Thomas Tuchel.
2. Kanes Egoismus war spielentscheidend
Auf dem Papier hat Harry Kane seine Torflaute in Bochum zwar beendet mit seinem Abstauber zum 2:3-Anschlusstreffer – doch das Spiel lief eigentlich noch schlechter als die letzten zwei für den englischen 100-Millionen-Mann.
In Leverkusen und in Rom war Kane nur abgetaucht. In Bochum wurde Kanes Egoismus spielentscheidend. Nach rund 20 Minuten lief er beim Stand von 1:0 alleine auf Bochum-Keeper Manuel Riemann zu. Hätte er flach nach rechts gespielt, hätte Thomas Müller nur noch einschieben brauchen. Doch der Top-Torjäger wollte es selber machen und setzte den Ball über das Tor.
Eigentlich steht Kane nicht im Verdacht, egoistisch zu handeln, viel öfter als sein Tormaschinen-Vorgänger Robert Lewandowski, zum Beispiel sieht er normalerweise den besser postierten Mitspieler. Nicht in Bochum. Wahrscheinlich wollte Kane die Krise selbst wegballern und das Spiel mit seinem Tor entscheiden. So entschied er es in die andere Richtung – nach einem 0:2 hätte Bochum die Partie gegen bis dahin dominante Bayern wohl nicht mehr gedreht.
Wenn Kane auch diese Saison ohne Titel bleibt, kann er also nicht nur seine Teamkollegen dafür verantwortlich machen.

3. Upamecano braucht eine Denkpause
Nach dem Spiel in Rom lautete eine Erkenntnis hier: „Upamecano ist ein Risiko-Faktor“. In Bochum hat der Innenverteidiger das eindrucksvoll unterstrichen. Schon wieder einen Elfmeter verursacht, schon wieder vom Platz geflogen. Pech kann man das nicht mehr nennen.
In entscheidenden Situationen geht Upamecano einfach zu ungestüm in die Zweikämpfe – leider gerne auch im Strafraum. Der Franzose macht sich so regelmäßig seine grundsätzlich oft guten Leistungen kaputt.
Eigentlich wollte Tuchel ihm in Bochum ja eine Denkpause nach seinem Auftritt in Rom geben – auch, wenn der Trainer es natürlich nicht so nannte. Wegen der Verletzung von Noussair Mazraoui musste er Upamecano dann doch einwechseln. Und erlebte den nächsten Strafstoß, den der Franzose verursachte.
Jetzt ist Upamecano nach seiner Gelb-Roten Karte erstmal für ein Spiel in der Bundesliga gesperrt und auch in der Champions League muss er aussetzen. Diesmal eine erzwungene Denkpause, also. Und diese kann Upamecano gut gebrauchen.