Eine ungewohnte Serie von drei Pflichtspielniederlagen in Folge hat beim FC Bayern München für Unruhe gesorgt. Eine Situation, die zuletzt vor fast einem Jahrzehnt zu beobachten war. Dies wirft Fragen auf bezüglich der aktuellen Zustände beim deutschen Rekordmeister. Die Kernprobleme lassen sich in mehreren Bereichen identifizieren.
Vor dem Hintergrund dieser beunruhigenden Entwicklung richtet sich der Fokus zunehmend auf die verschiedenen Schlüsselelemente innerhalb des Klubs. Von der Mannschaftsführung über die spielerische Ausrichtung bis hin zur allgemeinen Stimmung im Verein – es scheint, als würde es an mehreren Fronten kriseln.
Der Trainer
Der aktuelle Cheftrainer der Bayern Thomas Tuchel steht zunehmend in der Kritik. Seine Interpretation der Spielstatistiken, insbesondere der „erwarteten Tore“, als Mittel zur Rechtfertigung der Niederlagen, stößt auf Unverständnis. Mit elf Niederlagen in 44 Pflichtspielen ist seine Bilanz besorgniserregend. Tuchels mangelnde Verbindung zur Mannschaft und das Fehlen eines echten Vertrauensverhältnisses haben seine Position geschwächt. Lediglich die Hoffnung der Vereinsführung auf Kontinuität sowie das Fehlen überzeugender alternativer Traineroptionen halten ihn im Job.
Die Kaderplanung
Trotz der hochkarätig besetzten Transfer-Taskforce, die im Sommer eingerichtet wurde, konnte die Mannschaft in den Schlüsselpositionen nicht entscheidend verstärkt werden. Abgesehen von der Verpflichtung Harry Kanes blieben weitere signifikante Neuzugänge aus. Die Nichterfüllung von Tuchels Wunsch nach einer defensiven Mittelfeldkraft, insbesondere bei dem gescheiterten Transfer von João Palhinha, war ein offensichtlicher Fehlschlag. Auch das Wintertransferfenster brachte bisher nicht die benötigte Qualität, sondern lediglich Quantität.
Die Mentalität
Lange Zeit schien das Selbstverständnis „Mia san mia“ des FC Bayern unantastbar, insbesondere im Vergleich zu den regelmäßigen Mentalitätsdebatten bei Borussia Dortmund. Die knappe Meisterschaft im letzten Mai verdeckte jedoch die bestehenden Mängel in Sachen Einsatzbereitschaft und Durchsetzungsvermögen. Aktuell wirkt es so, als würden die Spieler Einstellung und Willen vermissen lassen. Einige Spieler haben bereits alles mit dem FC Bayern gewonnen – fehlt den Münchnern der letzte Titelhunger?
Der Stürmerstar
Harry Kane überzeugte insbesondere in der Hinrunde. Mit 25 Toren in 22 Spielen stellte er im letzten Spiel gegen den VfL Bochum einen neuen Bundesliga-Rekord auf. Dennoch ist auch Kane ein Gesicht der aktuellen Bayern-Krise. Seine Leistungen in den letzten Schlüsselspielen ließen zu wünschen übrig. Es wirkt als würde er in der verunsicherten Mannschaft keinen Halt finden. Als Führungsspieler ist es der Anspruch des 100-Millionen-Mannes, die Mannschaft mit seiner Leistung und seinen Führungsqualitäten in solch schwierigen Phasen anzuführen. Das schafft er aktuell nicht.
Die Führungsspieler
Die aktuelle Spielerführung um Joshua Kimmich und Leroy Sané erfüllt nicht die in sie gesetzten Erwartungen. Die Abgänge von Schlüsselspielern wie Thiago oder David Alaba der letzten Jahre haben eine Lücke hinterlassen, die bisher nicht geschlossen werden konnte. Die interne Kritik an den Leistungen und dem Auftreten einiger Spieler wächst. Während Leroy Sané in der Hinrunde noch mit konstant starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hat, steckt nun auch er in einer Formkrise. Seine Auftritte wirken teilweise wieder unmotiviert, ähnlich wie in früheren Phasen seiner Bayern-Zeit. Joshua Kimmich fällt vor allem mit viel Frust auf – auch seine Leistungen sind ausbaufähig. Thomas Müller zeigt wenigstens außerhalb des Platzes seine Führungsqualitäten und reißt sich auf dem Platz auf. Jedoch ist der Routinier sichtlich über seinen sportlichen Zenit hinaus. In der Innenverteidigung war in der vergangenen Saison Matthijs de Ligt klarer Abwehrboss. Thomas Tuchel scheint jedoch nicht auf den Niederländer zu setzen und somit fehlt auch in der Abwehr ein klarer Chef. Einzig die Rückkehr von Manuel Neuer bringt den Bayern einen unumstrittenen Führungsspieler zurück in die Mannschaft.
Die Bosse
Die Frage nach der Führungsebene des Vereins ist aktuell nicht eindeutig zu beantworten. Trotz der Dementis von Uli Hoeneß bezüglich seiner Einflussnahme scheint die Nachfolgeführung um Jan-Christian Dreesen und Herbert Hainer Schwierigkeiten zu haben, klare Linien zu definieren. Die anstehende Verpflichtung von Max Eberl könnte neue Impulse setzen, doch die Herausforderungen bleiben groß. Sportdirektor Christoph Freund scheint sich gut in München eingefunden zu haben – doch auch hier bleibt abzuwarten, wie harmonisch die Zusammenarbeit mit Max Eberl wird.
Die aktuelle Situation beim FC Bayern erfordert dringend Lösungsansätze, um die sportliche Krise zu überwinden und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.