Die geplante Hospitanz von Jerome Boateng beim FC Bayern sorgt weiterhin für Wirbel. Nach heftigen Fanreaktionen und breiter öffentlicher Kritik soll der Verein nun ernsthaft über eine Absage nachdenken. Auch Boateng selbst scheint inzwischen zu zweifeln.
Als der FC Bayern vor wenigen Wochen ankündigte, dass Ex-Profi Jerome Boateng im Rahmen einer Hospitanz an der Säbener Straße Einblicke in den Trainingsbetrieb erhalten soll, schien das zunächst eine sportliche Randnotiz. Doch die Entscheidung der Klubführung entwickelte sich schnell zu einem großen Aufreger – sowohl unter den Fans als auch in der Öffentlichkeit.
Massive Fanproteste gegen Boateng-Hospitanz

Besonders in der Münchner Südkurve stieß die Entscheidung auf heftigen Widerstand. Beim Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund und der Champions-League-Partie gegen Club Brügge setzten die Bayern-Anhänger deutliche Zeichen. Auf mehreren Transparenten prangten unmissverständliche Botschaften wie: „Wer dem Täter Raum gibt, trägt seine Schuld mit – Boateng, verpiss dich!“ oder „Keine Bühne für Täter. Verpiss dich Boateng!“.
Auch in Brügge wurde der Protest fortgesetzt. Hunderte Fans hielten Flugblätter hoch, auf denen die Worte „Gegen Missbrauch und physische & psychische Gewalt in Beziehungen“ zu lesen waren. Dahinter stand ein deutliches Statement der Fanszene, die jede Form von Gewalt ablehnt und die Vereinsführung für ihre Entscheidung kritisierte, Boateng wieder Zugang zum Klubgelände zu gewähren.
Neben den emotionalen Reaktionen aus der Kurve wird das Thema auch in den Medien und sozialen Netzwerken hitzig diskutiert. Besonders mit Blick auf die Jahreshauptversammlung am 2. November rechnen viele Beobachter damit, dass die Thematik dort erneut auf den Tisch kommt – und die Bayern-Verantwortlichen gezwungen sein werden, klare Antworten zu geben.
Bayern erwägt Absage – Boateng verliert offenbar selbst das Interesse

Wie die tz berichtet, wird innerhalb des Vereins mittlerweile offen darüber gesprochen, die Hospitanz von Boateng doch noch zu kippen. Weder der FC Bayern noch der ehemalige Innenverteidiger hätten mit derart massiven Reaktionen gerechnet. Laut Bericht habe man an der Säbener Straße sogar den Eindruck gewonnen, dass Boateng selbst die Lust an dem Projekt verloren habe.
Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte bereits kurz nach den ersten Protesten von einem „komplizierten Fall“ gesprochen. „Ich finde, jeder Mensch hat eine Resozialisierung verdient“, betonte Dreesen damals und verwies darauf, das Urteil gegen Boateng „in seiner Gesamtheit zu lesen“.
Zur Erinnerung: Im Jahr 2024 war der frühere Nationalspieler vom Landgericht München I wegen vorsätzlicher Körperverletzung an seiner Ex-Freundin verwarnt worden. Eine Vorstrafe liegt jedoch nicht vor. Boateng selbst bestreitet bis heute, jemals gewalttätig gewesen zu sein.
Auch wenn Dreesen zuletzt betonte, man solle „die Sache nicht größer machen, als sie ist“, scheint die öffentliche Wahrnehmung den Klub inzwischen zu einem Umdenken zu bewegen. Ursprünglich sollte Boateng unter Vincent Kompany einige Trainingseinheiten begleiten, um Einblicke in die Arbeit des neuen Cheftrainers zu erhalten. Ob es tatsächlich dazu kommt, ist inzwischen ungewiss.
