Drei Erkenntnisse: Kompany-Bayern müssen ganz neue Qualitäten zeigen

Sebastian Mittag

Der FC Bayern besteht die zweite Pokalrunde beim 1. FC Köln. FCBinside liefert drei Erkenntnisse zur Partie.

Die Bayern taten sich in Köln zunächst schwer, gewannen am Ende aber deutlich mit 4:1. Das Spiel lieferte folgende Erkenntnisse:

1. Kompany-Bayern müssen ganz neue Qualitäten zeigen

Köln schaffte in der ersten Halbzeit, was in dieser Saison noch keinem Bayern-Gegner gelang: Die Gastgeber waren die bessere Mannschaft gegen das Team von Trainer Vincent Kompany. Erstmals dominierten die Münchner nicht das Spiel, und Köln kam zu mehreren guten Chancen.

Neuer-Vertreter Jonas Urbig hielt einen Schuss von Kölns Johannesson mit einer spektakulären Glanzparade. Dann musste Urbig in seiner alten Heimat einen Kopfball von Ache entschärfen, bevor dieser dann auch per Kopf zum 1:0 für die Hausherren traf.

Eine ungewohnte Situation für die Bayern-Fans in dieser Saison: Es war der erste Rückstand für den Rekordmeister in dieser Spielzeit. Außerdem hatte es der FCB in der Kölner Arena mit der heißesten Atmosphäre in der bisherigen Saison zu tun. Die FC-Fans sorgten für eine grandiose Stimmung und peitschten ihr Team nach vorne.

Als Reaktion auf die Kölner Führung mussten die Kompany-Bayern ganz neue Qualitäten zeigen: Dagegenhalten, kämpfen, einem Rückstand hinterherlaufen. Und die Mannschaft nahm den Kampf an. Kane und Co. zeigten erstmals in dieser Saison ihre Comebacker-Qualitäten und gewannen das Spiel am Ende doch deutlich mit 4:1.

Bisher siegten die Bayern in der laufenden Saison immer mit der feinen Klinge. Dass es auch kernig geht, ist wichtig für die entscheidenden Duelle. Ohne Kampf gewinnt man keine Titel.

Und kämpfen macht seiner Mannschaft sogar Spaß, erklärte Kompany nach dem Spiel: „Köln hat heute alles gebracht, was man für ein Pokalspiel braucht. Sie waren mutig, aber wir haben den Kampf auch genossen.“

2. Tah ist der Fels in der Brandung

Die Innenverteidigung der Bayern verbrachte zuletzt oftmals recht ruhige Spiele – zu sehr beschäftigen die Münchner Offensivstars meist den Gegner. Gegen Köln war das anders. Dayot Upamecano und Jonathan Tah mussten sich ihr Geld an diesem Abend richtig verdienen.

Bei Upamecano gab es Licht und Schatten, er verlor zum Beispiel das Kopfballduell gegen Torschütze Ache. Tah hingegen räumte wirklich alles ab. Der Nationalspieler sorgte mit seinem umsichtigen Spiel für viel Ruhe in der Bayern-Defensive. Dazu war seine Zweikampfführung herausragend – am Boden und in der Luft. Tah kommandiert und kommuniziert viel auf dem Platz. Das tut der ganzen Mannschaft gut.

Jonathan Tah
Foto: IMAGO

Tahs Leistungen werden auch eine beruhigende Wirkung auf die Bayern-Bosse haben. Denn in den Vertragsverhandlungen mit seinem Abwehrpartner Upamecano ist der Ausgang weiter offen, vielleicht verlässt der Franzose den Verein sogar ablösefrei.

Umso besser, dass der Platz neben ihm mit Tah schon stark besetzt ist. Vor seiner Verpflichtung suchten die Bayern einen Abwehrchef, jetzt haben sie ihn gefunden. Das bewies Tah in Köln einmal mehr eindrucksvoll.

3. Diaz wieder Chancentod

Die Chancenverwertung von Luis Diaz war in den letzten Spielen immer wieder Thema. Auch in Köln ließ der Kolumbianer erneut klare Torchancen liegen – auch wenn er sich mit seinem Treffer zum 1:1 in die Torschützenliste eintrug. Dass er dabei klar im Abseits stand, war eine andere Geschichte des Spiels.

In der 8. Spielminute war Diaz überrascht, dass eine Olise-Flanke ihn erreichte, und kam nur noch mit der Brust an den Ball. Per Kopf wäre er wohl drin gewesen.

Noch klarer war seine Gelegenheit in der 53. Minute, als er geschickt von Kane ganz alleine auf das Kölner Tor zulief, den Ball aber drübersemmelte. Das hätte das 3:1 sein müssen.

Sportvorstand Max Eberl nahm Diaz nach dem Spiel in Schutz und lobte seinen Einsatz und seine Intensität: „Jetzt kannst du sagen: Er hat in Gladbach eine Großchance gehabt, er hat heute eine Großchance gehabt. Aber er kommt immer wieder dahin. Er macht diese Sprints über 60, 70 Meter – nach vorne, aber eben auch nach hinten. Und deswegen ist er eine absolute Bereicherung für uns“, fügte er an.

Diaz machte in Köln tatsächlich, abgesehen von seinen vergebenen Großchancen, ein gutes Spiel und war wieder ein Aktivposten. Noch ist die Diskussion über seine Abschlussschwäche bei all den guten Ergebnissen ein Luxusproblem – bis eine vergebene Chance von Diaz wirklich mal ein Spiel entscheidet.

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